Quelle: Wikipedia
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Zelter – Pappritz, Julie, Sängerin und 2. Frau von Carl Friedrich Zelter (1767-1806).
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „Tante Jule“. Freienwalde, 23. VII. 1795, 8°. 8 Seiten. 2 Doppelblätter.
Großartiger inhaltsreicher Brief; zugleich eine unbekannte Quelle zur Rezeptionsgeschichte von Goethes "Wilhelm Meisters Lehrjahre" (4 Tle., 1795-96) und zu Zelters Vertonung der dort enthaltenen Gedichte. An ihren späteren Mann Carl Friedrich Zelter. Julie Pappritz war Kammerdame und Begleiterin der Prinzessinnen Friederike (1778-1841) und Luise: "Lieber Zelter! Wenn ich auch noch so lange auf recht ausgesuchte Worte sinnen wollte, die Ihnen meinen Dank für Ihren mir so sehr lieben Brief sagten, so wären es doch nur immer Worte denn, zum wenigsten ist es mein Fall, wenn meine Freude überschwänglich ist, kann ich sie selten ausdrücken, überzeugen will ich sie durch meine prompte Antwort und durch einen langen Brief wie lieb mir Ihr Schreiben war. Sie haben sehr recht, wenn sie ...Großartiger inhaltsreicher Brief; zugleich eine unbekannte Quelle zur Rezeptionsgeschichte von Goethes "Wilhelm Meisters Lehrjahre" (4 Tle., 1795-96) und zu Zelters Vertonung der dort enthaltenen Gedichte. An ihren späteren Mann Carl Friedrich Zelter. Julie Pappritz war Kammerdame und Begleiterin der Prinzessinnen Friederike (1778-1841) und Luise: "Lieber Zelter! Wenn ich auch noch so lange auf recht ausgesuchte Worte sinnen wollte, die Ihnen meinen Dank für Ihren mir so sehr lieben Brief sagten, so wären es doch nur immer Worte denn, zum wenigsten ist es mein Fall, wenn meine Freude überschwänglich ist, kann ich sie selten ausdrücken, überzeugen will ich sie durch meine prompte Antwort und durch einen langen Brief wie lieb mir Ihr Schreiben war. Sie haben sehr recht, wenn sie sagen, daß ich wohl Zeit genug haben müße, und selbige auch wohl zum schreiben zum Theil anwenden könnte, aber ich mache hier die Erfahrung, daß man Zeit und guten Willen in Menge und Überfluss haben, und dennoch weder Zeit noch Willen haben darf sie zu nützen. Sie müßen mir zugeben, dass wenn man schreiben will, muß man haben: Dinte, Papier, Feder, einen kleinen Raum wo man diese Sachen legt, einen Tisch einen Stuhl und vor allen Dingen muß man sich hüten damit keinem hinderlich zu werden, kurzum man muß geduldet werden, wenn man nun durch Schreiben saures Gesichte gekriegt, so muss man sich, in dem Verhältnis wie ich bin danach richten und nicht schreiben. Nun soviel zu meiner || Entschuldigung. Heut habe ich alles herbei geschaft und habe Muth mich über alles weg zu setzen. In 14 Tagen vieleicht noch früher denke ich wieder in Berlin bei Ihnen zu seyn und Z. zu singen, ich hoffe Fasch soll sich unterdeß erhohlt haben, und denn versichern auch vorderhand nicht wieder auf die Schule zu laufen. Über die conspiration von der Sie mir sagen, betrübe ich mich mehr als Sie vieleicht glauben. Ob ich mir wohl reines Herzens weiß, und mit einem guten Gewissen Ihnen lieber Zelter, und Herrn Fasch unter die Augen treten kann; so weiß ich nicht, es kömmt mir vor, als glaubten Sie, ich gehöre auch mit unter den Stillschweigenden die daran Theil nehmen. Ich sollte zwar meinen, Sie würden mir mit ihrer gewissen Aufrichtigkeit die Sie, mir als Freund immer lieber macht, sagen, wenn ich thäte wie ich nicht sollte, auch nehme ich ja so lange zu meinem Leidwesen keinen Theil an der Academie und daher kömmt es mir auch unwahrscheinlich vor, aber lese ich Ihren Brief und die Stelle, gleich ist mir, als gehörte mir davon ein tüchtiger Hieb. Ich irre vielleicht und dann werden Sie mich beruhigen, sind Sie eben in der Meinung als hätte ich gefehlt: Sie wißen ja, ich dächte || Sie kennten mich - wie gern ich mich von Ihnen belehren, wie gern mich von ihnen zurecht weisen laße. - Wenn man eine kleine Abschrift der Fabel von F: denen Beleidigten könnte zukommen lassen; daß sollte ich denken würde seine Würkung nicht verfehlen. Ich finde die Aufführung von den Herren recht ausverschämt, ordentlich pöbelhaft und bin Ihnen daher recht bös, woraus sie sich wohl nichts machen werden. - Wohl beneide ich Sie, in so fern ich Sie beneiden kann, um das gewiß große Vergnügen von [Wilhelm] Meister den 3ten Theil zulesen zu haben. Die beiden ersten Theile sind so lange ich hier bin mein Trost und mein Vergnügen gewesen, ich kann wohl sagen, mein einziges Vergnügen. Ich habe täglich drinn gelesen und mich immer mehr und mehr daran gefreut. Ich dank Ihnen für die gute Meinung die sie von mir hegen, gewiß können Sie wohl ruhig über mich seyn, mich solls nicht verführen, kann auch so eigentlich nicht begreifen wie man sich soll verführen lassen und gewiß ist derjenige dem dies Buch schädlich ist, keines reinen Begrifs von Tugend mehr fähig. Ich freue mich über mich selbst, daß ich fähig bin Ihr Urtheil über dies Buch zu verstehn, und dass es mir einleuchtet als ob ich's selbst so gedacht so gesagt hätte.|| Über alles freut mich Ihr Lied vom Harfner ['Wer nie sein Brod mit Tränen aß'] und zwar darum, weil ich es vom Anfang, da ich das Buch las und damahls kränklich und ungelücklich die Worte doppeltes interesse für mich hatten, und wie oft des Tags hier mit mir selbst sprach, hier wo ich das Buch und die Worte wieder finde, nehme ich mirs gewiß vor, Sie bei meiner Zurückkunft um eine Musik zu bitten die mir lieber werden sollte als Rt: und siehe da, welche Überraschung da ich heut es erhalte. Rein vielen Dank sage ich Ihnen dafür, zwar muß ich noch wie mein eigner Tantalus die Noten ansehn, ohne zu singen, weil ich weder Instrument noch Stimme habe, lernen will ichs und ich hoffe zu Ihrer Freude. An Mühe und Lust wird es gewiß nicht fehlen. Es wird mir sauer werden bis Michaelis [29. September] auf Meister zu warten, machen sie sich nur gefaßt, daß ich Ihnen viel fragen werde. Ich bin recht begierig auf die Fortsetzung. Erhält man mehr Licht über den Harfner? Was wird aus Mignon? Und wo geräth Wilhelm hin? Wo bleibt Philine? Ach, wie viel möchte ich noch fragen. || Was die Geselschaft im Meister betrift, so bin ich Ihrer Meinung recht sehr, daß sie beiweilen den Vorzug für unsere langweiligen Cirkel hatt, die nur einen anderen Nahmen führen, als Comedianten, gewiß aber bei näherer Untersuchung, nicht ein mal so gute Menschen seyn mögen als diese bei all ihrer Thorheit dennoch sind. Philine mit allen ihren Tollheiten, Leichtsinnigkeiten, Thorheiten und auch wohl Unanständigkeiten, die man nicht leugnen kann zu entdecken, ist doch liebenswürdig, interessant, und zeigt sich edel sogar beim Krankenbett von Wilhelm - ich möchte sie weder mir, noch jungen Töchtern zum Muster aufstellen, aber lieben kann ich sie doch, und sie ist mir in der wirklichen Welt mit ihrer Natur noch lieber als jene, die Sie zur Dirne von der Academie ernant und die auf den Brunnen die Aristocratin spielt und je nachdem es Zeit und Umstände mit sich bringen einmal wieder wechselt. Des habe ich nun gottlob so genug, diese Brut von Menschen daß sie mich nur anekeln. Ihrem Rathe folge ich gern und lese auch Hamlet, ob gleich er mir sehr gegenwärtig ist, denn diesen Winter habe ich ihn erst durchlesen. || Dies sind Stücke die einem nur lieber werden je mehr man mit ihnen bekannt wird so wie mit würklich guten Menschen. - Ihre kleine bündige und kräftige Rezension von Romeo und Julie ist mir sehr interessant und ist mir deutlich geworden, weil ich alle die Arien und überhaupt den Inhalt des Stücks kenne, von Schäckspier kenne. Was Sie mir von der [Margarete Luise] Schick [Sängerin, 1773-1810] ihrem seyn sagen, freut mich und schmerzt mich, daß sie eine schöne Stimme hatt, mit der sie viel machen kann, habe ich in der Iphigenie [von Chr. W. Gluck] gehört, aber daß thut mir leidt, daß sie glänzen will, freilich sollte man es bei nah gewohnt seyn, ich kanns aber doch nicht leiden. So einfach die Idée von Faschens Fabel ist, so sehr hatt es mich überrascht und erfreut, und ich kann Ihnen wohl sagen, daß ich mich mit großem Vergnügen als Punct in dieser Art denke, wo alles würkt und mein ich, doch auch mitwürkt. Ists eignes Gefühl von Schwäche, ists Bewußtsein, daß ich nur felerhaft selbst allein würken könnte? Für mich ist der gedanke frölich und schön, gemeinschaftlich mit zu würken, und so bleibe ich gewiß gern im || Kreise stehn ohne daß mir der Gedanke kommen wird, heraus zu treten. Man kennt sich freilich selbst am wenigsten, mich aber dünkts ich habe keinen besonderen Hang mich zu produziren, Sie werden mir vieleicht ganz richtig sagen, daß man mir mit Solo immer entgegen kömmt, nun ja hier wäre es also keine Kunst, wie oft aber hätte ich Gelegenheit gehabt mich hören zu laßen, und nur widerstrebte mein Herz, selbst in der Zeit wo ich glaubte es könne mir nützlich seyn, und mirs an Beifall, den ich nur Ihnen zu danken hatte nicht fehlte, niemals hatts mich gefreut, ich kanns Ihnen wohl sagen. - Nimmer mehr wird mein Herz und meine Gesinnung mich dazu bringen, von meinem Talent gebrauch zu machen, wenn mir die Vernunft nicht dazu räht, auf eine auf eine bequeme Art mein Brod zu verdienen, wenn der Fall als nothwendig für mich eintrit. - Ach es ist so schrecklich das Vergnügen was man andern macht, sich mit Geld bezahlen zu laßen, das ist demüthigend traurig. - Es läßt sich gewiß auch von andrer Seite betrachten, aber diese wird bei mir immer predominiren. || Meine schlechte Gewohnheit unleserlich zu schreiben wozu die schlechte Feder das ihrige beiträgt, wird Ihnen diesen Brief sehr unangenehm machen, rechnen Sie es mit zu den vielen Sünden, die von Tante Jule auf Ihrer Rechnung stehen, und verzeihen Sie grosmüthig. Ihr Brief soll jetzt mein Abend und Morgen Seegen seyn, bis ich einen andern von Ihnen habe. Sie grüßen mir Fasch so schön wie möglich, sagen Sie ihm mit wie vielen guten vorsäzen ich zurück kommen werde, alle Fs der Wellt, guth zu singen. Ich denke Ihre Arie mir fertig wenn ich zurück komme, um mit erneuter Kraft und Stimme zu singen. Grüßen Sie mir Ihre Frau und alle Kinder von Ihrer Tante Jule. Wenn Sie Zeit und Lust haben laßen Sie mir doch was von dem großen Dienstag wissen. Grüßen Sie meine Schwester Voitus und durch sie meine Mutter und sagen Sie ihr daß sie wohl sehr bald einen langen Brief von mir bekömmt." - Goethes Roman "Wilhelm Meisters Lehrjahre" erschien in Berlin bei Unger 1795-96: Bd. I im Januar 1795, Bd. II zu Ostern 1795, Bd. III im Herbst 1795 und Bd. IV im Oktober 1796 (FrA, I, 9, S. 1248). Zelter muß also zu den ersten Lesern des dritten Bandes gehört haben, wenn er ihn Mitte Juli schon lesen konnte. Dazu trug vielleicht sein Freundschaft mit dem Verleger des Werkes Johann Friedrich Unger (1753-1804) bei, durch die er möglicherweise sogar Zugang zu den Korrekturbögen hatte. Gleich nach der Lektüre machte er sich an die Komposition der in den Roman eingestreuten Gedichte. Bereits im Juli 1795 komponierte er das Lied des Harfners "Wer nie sein Brot mit Tränen aß", das er 1796 in seine "Zwölf Lieder am Klavier zu singen" aufnahm. Ein Heft davon gelangte durch Friederike Unger an Goethe. - "In der Singakademie traf Zelter mit Julie Pappritz wieder zusammen [...] Die Kunst wob ein zartes, aber festes Band zwischen beiden, und nachdem Zelters erste Frau am 24. Oktober 1795 gestorben war, führte er im nächsten Jahre [am 1. Mai 1796] Julie Pappritz als Gattin heim." (G. R. Kruse, Zelter, S. 25f.). - Vom Falz her feuchtigkeitsfleckig.zzgl. Versandkosten
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Zelter – Pappritz, Julie, Sängerin und 2. Frau von Carl Friedrich Zelter (1767-1806).
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „Tante Jule“. Freienwalde, 19. VII. 1795, 8°. 3 1/2 Seiten. Doppelblatt mit Adresse „An meinenlieben Freund Zelter in Berlin“.
An ihren späteren Mann Carl Friedrich Zelter. Julie Pappritz war Kammerdame und Begleiterin der Prinzessinnen Friederike (1778-1841) und Luise: "Ich danke Ihnen herzlich lieber Zelter, für die Erlaubnis die Sie mir bey der [ihrer Schwester Sidonie] Voitus gegeben an Sie zu schreiben. Sie sind zu meiner Beruhigung jezt selbst die Ursach, wenn ich Sie mit langweiligem Geschwäz beschwerlich falle denn wäre ich auch nicht schon von der Natur mit diesem Talent hinlänglich begabt, so glaube ich müßte man es hier in Freyenwalde erwerben. Laßen Sie sich ja nicht einfallen eine Parthie de plaisir hierher zu machen o weh o weh! Hier ist es sehr sehr schlimm, für mich besonders schlimm weil mich ein fataler Zahnschmerz so krank macht daß ich schon eine ganze Woche nicht aus der Stube gehen ...An ihren späteren Mann Carl Friedrich Zelter. Julie Pappritz war Kammerdame und Begleiterin der Prinzessinnen Friederike (1778-1841) und Luise: "Ich danke Ihnen herzlich lieber Zelter, für die Erlaubnis die Sie mir bey der [ihrer Schwester Sidonie] Voitus gegeben an Sie zu schreiben. Sie sind zu meiner Beruhigung jezt selbst die Ursach, wenn ich Sie mit langweiligem Geschwäz beschwerlich falle denn wäre ich auch nicht schon von der Natur mit diesem Talent hinlänglich begabt, so glaube ich müßte man es hier in Freyenwalde erwerben. Laßen Sie sich ja nicht einfallen eine Parthie de plaisir hierher zu machen o weh o weh! Hier ist es sehr sehr schlimm, für mich besonders schlimm weil mich ein fataler Zahnschmerz so krank macht daß ich schon eine ganze Woche nicht aus der Stube gehen kann, ich bin zwar bei [...] sehr angenehm doch nicht ohne gêne. Die Wolff und Ephraim geben mir auch manche angenehme Stunde, allein der Aufenthalt im ganzen ist so widerlich ich bin so unzufrieden, daß ich meine Bade Kur habe aussetzen müssen - ach wäre ich nur erst wieder in Berlin und könnte singen, und mit Euch wieder leben dann bin ich auch wieder gesund. | Wäre ich hier ganz gesund und könnte leben so ganz wie ich wollte, so würde ich freilich eine angenehme existenz haben. Der große Theil der Menschen sind hier zwar ungenießbar allein es giebt auch immer einen hübschen Ausschuß an den ich mich wohl anschließen möchte und recht angenehm leben wollte. Unter manchen Bekannten, die ich hier unvermuthet angetroffen, haben mir Mendelsohns aus Strelitz am meisten gefreut, Mamsell Mendelsohn und Madame Meyer [Henriette Mendelssohn, 1775-1831, und ihre Schwester Recha Meyer, 1767-1831] sind hier, doch nicht viel unzufrieden, als ich über die verkehrte Art seinen Aufenthalt im Bade zu haben. Desto verjüngter und zufriedener ist unsere Freundin Dittrich [Dierich, verh. Hausen] hier in Freyenwalde. Sie ist aller Orten, singt und ordnet Feste an, beugt ihre Kniee vor das adliche Geschmeiß, so daß ich mich weg von ihr wenden muß, damit sie mir durch ihr fatales Betragen nicht zu wieder wird, sie ist ein gutes Mädchen, macht sich aber durch ihre Schwächen den Adel zu courtisiren höchst lächerlich bei allen vernünftigen Leuten. Nun ich kann es ihr wohl gönnen. - Wenn sie Freude daran findet unter sie zu mischen, ich bin froh das ich nicht mehr brauche. - Über die D. vergaß ich gar die Mendelsohns. Wenig habe ich sie noch gesehen, und daran ist mein fatales Zahnweh schuld daß ich sie nicht öfters besuchen konnte. Mlle M. erwartet Sie in Strelitz und meinte sie würde untröstlich seyn, wenn Sie während ihrer Abwesenheit dort seyn könnten. Sie möchte sich hier eine Pistole vor den Kopf schießen, oder mit dem Kopf gegen die Wand rennen oder sich hier von einem Berg stürzen; oder in die Oder springen, kurz, mir ward dabei gar nicht wohl zu Muth denn ich kann es gar nicht leiden wenn sich jemand neben mir einbildet, er habe Sie lieber als ich und möchte gar noch ein übriges thun um es zu zeigen, das kann ich gewiss nicht dulden und das können Sie nur Mamsell M. sagen wenn Sie sie sehen. - Ich verlange nicht dass sie mir auf diesen Brief antworten so viel Vergnügen es mir auch machen würde, so werde ich mich gern begnügen einen Gruß von ihnen zu höhren. Grüßen Sie mir Ihre Frau und alle Ihre Kindleins. An Herrn [Carl Friedrich Christian] Fasch [1736-1800] richten Sie, hundert tausend Grüße. Leben Sie wohl und glauben Sie mir unter allen ihren Freunden hatt Sie doch keine lieber als Ihre Tante Jule." - "In der Singakademie traf Zelter mit Julie Pappritz wieder zusammen [...] Die Kunst wob ein zartes, aber festes Band zwischen beiden, und nachdem Zelters erste Frau am 24. Oktober 1795 gestorben war, führte er im nächsten Jahre [am 1. Mai 1796] Julie Pappritz als Gattin heim." (G. R. Kruse, Zelter, S. 25f.). - Vom Falz her feuchtigkeitsfleckig.zzgl. Versandkosten
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Zelter – Pappritz, Julie, Sängerin und 2. Frau von Carl Friedrich Zelter (1767-1806).
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „Tante Jule“. Sanssouci, 9. VII. 1795, 8°. 3 1/2 Seiten. Doppelblatt.
An ihren späteren Mann Carl Friedrich Zelter. Julie Pappritz war Kammerdame und Begleiterin der Prinzessinnen Friederike (1778-1841) und Luise: "Lieber Zelter! Tausend Dank für Ihren herrlichen Brief den ich Sonnabend erhalten, und der mir unendlich viel Freude gemacht hatt. Halten Sie mir es jetzt zu guthe, wenn ich nicht oft und viel schreibe, und sagen es auch meinen übrigen Freunden, meine Zeit ist jetzt von Arbeiten so ausgefüllt, daß ich schon über 14 Tage keinen Thon gesungen und kein Clavier berührt habe, was mich, wie Sie denken können nicht wenig schmerzt, die Zeiten sind veränderlich und meine Dame wird sehr wunderlich, wovon ich im Vergleich mit den andern wenig erdulde, aber doch genug um ungeduldig zu werden. Ich thue mein mögliches um sie zufrieden zu stellen, ...An ihren späteren Mann Carl Friedrich Zelter. Julie Pappritz war Kammerdame und Begleiterin der Prinzessinnen Friederike (1778-1841) und Luise: "Lieber Zelter! Tausend Dank für Ihren herrlichen Brief den ich Sonnabend erhalten, und der mir unendlich viel Freude gemacht hatt. Halten Sie mir es jetzt zu guthe, wenn ich nicht oft und viel schreibe, und sagen es auch meinen übrigen Freunden, meine Zeit ist jetzt von Arbeiten so ausgefüllt, daß ich schon über 14 Tage keinen Thon gesungen und kein Clavier berührt habe, was mich, wie Sie denken können nicht wenig schmerzt, die Zeiten sind veränderlich und meine Dame wird sehr wunderlich, wovon ich im Vergleich mit den andern wenig erdulde, aber doch genug um ungeduldig zu werden. Ich thue mein mögliches um sie zufrieden zu stellen, aber aber - diesen Monat habe ich so viel zu arbeiten, dass wenn ich für mich allein wäre und diese Arbeit für Geld thäte, ich mehr verdient hätte, als ich bei des Königs Tochter habe, und wäre von all den andren Übel frei, dafür darf und soll sie mir auch den Urlaub nicht versagen, mich einen Tage nach Berlin zu verfügen, welches ich spätestens im Anfang August thun werde und dann will ich mich durch den Umgang von meinem lieben Zelter Trost und Muth hohlen der mir warlich sehr fehlt, recht sehr fehlt! Vielleicht erhasche ich eine Stunde, wo ich Ihnen weitläufiger schreiben kann als heut. | Ich habe gar viel auf dem Herzen Ihnen zu berichten und Ihr Rath thut mir recht nötig. - Codowicki [Daniel Nikolaus Chodowiecki, 1726-1801] war mit seiner Frau gestern bei mir, er sagte mir einen Plan, den er hätte oder vielmehr Sie, zusammen mit Codowickis und der [Sidonie] Voitus [Julies Schwester, 1753-1837] Parthie hier her zu machen, so lieb ich Codo[wicki]s habe, so würde mir es doch unendlich angenehmer sein, wenn Sie allein mit der Frau und der Voitus kommen könnten, und da warten sie noch eine Nachricht von mir ab, vielleicht reisen die Prinzessinen nach Freienwalde [zu ihrer Mutter] weil aus der Mecklenburger Reise nichts wird, und tausendmal besser ists, wenn wir nicht genirt sind, denn sonst schmachte ich wie ein Tantalus nach Euch und genieße nichts, aus mehr als einer Ursach ists mir lieb wenn Codo[wiecki]s nicht mitkommen; wenn Sie also nicht schon Ihr Wort so gegeben haben, daß Sie es nicht zurück nehmen können; dann richten Sie die Sache besser ein. Ihr vorletztes Schreiben, wobei ein hübsches Lied war, und wofür ich Ihnen noch nicht gedankt, weil mein letzter Brief an Sie so geschwind fortging, habe ich durch [Carl Friedrich] Knoblauch [1765-1813] richtig erhalten, mein Dank kömmt spätt aber darum gewiß nicht weniger herzlich und warm. Über Musik habe ich Ihnen Tausend Sachen zu sagen die mir sehr wichtig sind, von der Oper kann ich noch nichts erfahren. | ich werde mir gewiß Mühe geben, nur wage ich aus Ursach nicht geradezu fragen. Wenn Sie mir schreiben, so bitte ich thun Sie es durch Knoblauch. Ich war neulich bei der Prinzeß als er mir Ihren Brief brachte, ich konnte mich nicht lange bei ihm aufhalten, und habe ihm das Geld für die Briefe nicht gegeben, und das möchte ich gern richtig machen. Für [Gustav Friedrich] Habermann [Privatlehrer, 1769-1829] erfolgt eine kleine Arbeit. Beikomm[ende] Muster soll er nach seiner ihm eignen Art, sauber auf grün Papier zeichnen, und es von jeder Seite 7/4 nach unsrer Ehle lang zeichnen, sobald als möglich. Der Voitus habe ich eine Menge Federn geschickt, die ich Habermann gebeten habe zu corrigieren, hatt er es wohl schon gethan? Könnte ich Sie doch nur einmal auf 2 Stunden sprechen, es wäre mir ganz außerordentlich lieb. Ich will auch arbeiten so viel ich nur kann um bald nach Berlin zu kommen. Grüßen Sie meinen allerbesten [Carl Friedrich Christian] Fasch [Gründer der Singakademie, 1736-1800], ich werde mich nächstens bei ihm, mit Feigen, die man hier sehr guth hatt, ins Gedächtnis bringen, auch werde ich mir alle Mühe geben, meinem Freund Zelter keine Kirschsuppe [?], sondern genießbare Sachen zu schiken. Nehmen Sie den Willen für die That, und glauben Sie zum wenigsten, daß kein Mensch Sie mehr lieben und schäzen kann wie ihre Tante Jule. | [Nachschrift:] Rachel Izig [Itzig, 1766-1826] habe ich noch nicht gesehen, da ich den Taag nicht weiß, so muß ich abwarten bis sie mir etwas von sich wissen lässt. Grüßen Sie die Izigschen [Familie des Bankiers Isaak Daniel Itzig, 1723-1799] sonders und meine Voitus und Ihre Frau." - "In der Singakademie traf Zelter mit Julie Pappritz wieder zusammen [...] Die Kunst wob ein zartes, aber festes Band zwischen beiden, und nachdem Zelters erste Frau am 24. Oktober 1795 gestorben war, führte er im nächsten Jahre [am 1. Mai 1796] Julie Pappritz als Gattin heim." (G. R. Kruse, Zelter, S. 25f.).zzgl. Versandkosten