Germanist, Schriftsteller und Humanist (1912-1997)
Lew Kopelew war ein russischer Germanist, Schriftsteller und Humanist. Während des Einmarsches der Roten Armee nach Deutschland im Januar 1945 wurde er Zeuge zahlreicher Gräueltaten gegen die Zivilbevölkerung Ostpreußens, die ihn zutiefst erschütterten. Mit seinen Versuchen, die unfaire Behandlung von NKFD-Angehörigen sowie weitere Gräueltaten zu verhindern, erntete er nur Unverständnis und Feindseligkeit bei seinen Kameraden und Vorgesetzten und wurde deshalb bei dem sowjetischen Militärnachrichtendienst SMERSCH angezeigt. Wegen „Propagierung des bürgerlichen Humanismus, Mitleid mit dem Feind und Untergrabung der politisch-moralischen Haltung der Truppe“ wurde er zu zehn Jahren Lagerhaft in einem Gulag verurteilt. Im Jahre 1954, ein Jahr nach Stalins Tod, kam er schließlich frei. Lew Kopelew wurde rehabilitiert und konnte als Literaturwissenschaftler und Germanist arbeiten und veröffentlichen. Kopelew bekam eine Stelle als Dozent für internationale Pressegeschichte. Er arbeitete von 1961 bis 1968 am Moskauer Institut für Kunstgeschichte, verfasste eine „Bertolt-Brecht-Biografie“ und eine Geschichte der deutschsprachigen Theaterwissenschaft. In Deutschland setzte sich Kopelew nachdrücklich für eine Aussöhnung zwischen Russen und Deutschen ein und arbeitete in einem wissenschaftlichen Projekt über das Deutschlandbild der Russen und das Russlandbild der Deutschen, um durch gegenseitiges Verstehen die alten Verbindungen zwischen beiden Völkern freizulegen und neue zu schaffen und zugleich die durch Propaganda und ideologische Auseinandersetzungen geschaffenen Feindbilder abzubauen. In dieser Zeit wirkte er intensiv als Autor, Referent, Interview- und Gesprächspartner, machte auf Menschenrechtsverletzungen aufmerksam und intervenierte, wo es galt, für Völkerverständigung und gegenseitigen Respekt zu werben.
Quelle: Wikipedia