Schrifsteller, Staatsdenker, Politiker und Berater
Friedrich von Gentz war ein deutsch-österreichischer Schriftsteller, Staatsdenker und Politiker sowie Berater von Fürst Metternich. Gentz war sich der Diskrepanz von statischer politischer Ordnung und geschichtlicher Dynamik bewusst. Deshalb plädierte er für ein Gleichgewichtssystem, das sowohl außen- als auch innenpolitisch Krieg und Revolution abwehren könne. 1830 schrieb er über die politische Lage. Er erkannte, dass durch die fortschreitende Industrialisierung die Lage der unteren Volksschichten immer unerträglicher werden würde. Damit ahnte er die Revolution von 1848 voraus. Mit seinem Lebenswerk als Schriftsteller, Übersetzer, insbesondere der Werke Burkes, und als Staatsdenker, Politiker und Zensor gehörte Gentz, ebenso wie Metternich, zu den Entwicklern des gemäßigten Frühkonservatismus in Österreich.
Quelle: Wikipedia
- Verkauft
Gentz, Friedrich von, Staatsmann und Schriftsteller (1764-1832).
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „Gentz“. Wien, 17. V. 1814, 4°. 4 Seiten. Doppelblatt.
An einen Freund in Paris, dem er "die letzten anlangenden Briefe an Gordon und Monnier" empfiehlt und Aufträge zu Besorgungen erteilt; es geht um Damenschuhe "von feinem Leder, wie wir sie vorigen Sommer in Prag durch Trani [?] erhalten hatten", um starkes Papier und Federn sowie um "Eau d'Ispahan". Daneben erwartet Gentz aber vor allem neue Nachrichten aus dem Paris der ersten Restauration: "[...] Wenn alle, die von Paris zurückkehren werden, so unwissend sind wie der vorgestern hier angelangte Graf Sanson [?], so haben wir nicht viel zu erwarten; denn dieser Staatsmann wußte selbst von den currenten Sachen weit weniger als ich, welches viel gesagt ist, da mir niemand mehr schreibt, aus Ihren Briefen aber seit vier Wochen kein Tropfen Saft mehr zu pressen ist. Ich citire das nur als ...An einen Freund in Paris, dem er "die letzten anlangenden Briefe an Gordon und Monnier" empfiehlt und Aufträge zu Besorgungen erteilt; es geht um Damenschuhe "von feinem Leder, wie wir sie vorigen Sommer in Prag durch Trani [?] erhalten hatten", um starkes Papier und Federn sowie um "Eau d'Ispahan". Daneben erwartet Gentz aber vor allem neue Nachrichten aus dem Paris der ersten Restauration: "[...] Wenn alle, die von Paris zurückkehren werden, so unwissend sind wie der vorgestern hier angelangte Graf Sanson [?], so haben wir nicht viel zu erwarten; denn dieser Staatsmann wußte selbst von den currenten Sachen weit weniger als ich, welches viel gesagt ist, da mir niemand mehr schreibt, aus Ihren Briefen aber seit vier Wochen kein Tropfen Saft mehr zu pressen ist. Ich citire das nur als Factum, nicht als Vorwurf: denn ich kann Ihnen nicht genug danken, daß Sie Sich, trotz des Rausches, in welchem Sie leben, doch fortdauernd und täglich meiner erinnern [...] Warum Sie den Artikel über Napoleons Reise [auf die Insel Elba vom 25.-27. April 1814] so himmlisch finden, begreife ich nicht, Sie müßten es denn bloß im Sinn der Abonnenten des [Österreichischen] Beobachters [einer von Metternich und Gentz beeinflussten Zeitung] gemeynt haben. Sonst ist er ja nichts als ein guter erzählender Artikel. Übrigens scheinen Sie jetzt wieder an den Leiden dieses Mannes Mißgefallen zu finden, da es doch kaum 8 Tage ist, daß Sie Sich von seinen Brüsten umringen wollten. Doch ich darf darüber mit Ihnen nicht hadern, nachdem Sie mir freymüthhig erklärt haben: 'Ich liebe [Camille] Borgeshe [!], liebe [Abbé Henri] Gregoire, etc. hasse Borgeshe, hasse Gregoire etc. und bin immer der Meynung des letzten, den ich gelesen habe.' Ich hoffe, dieser Tumult in Ihrem Gemüth, wird sich hier, unter ruhigeren Umgebungen, wohl wieder legen. Sie scheinen noch immer den Rheinischen Merkur [1814-16; hrsg. von Joseph Görres] nicht gelesen, wenigstens nicht beherziget zu haben; sonst schwiegen Sie nicht ganz davon; denn das ist andre Speise, als der Brey, den die elenden Journalisten in Paris uns auftischen. Überhaupt wird es jetzt immer klarer, wie doch Deutschland allein der wahre Standpunkt aller gesunden Urteile, und der umbilicus orbis terrarum [Nabel der Welt] ist [...]" - Minimal gebräunt. - Transkription liegt bei.zzgl. Versandkosten
- Verkauft
Gentz, Friedrich von, Staatsmann und Schriftstellermat (1764-1832).
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „Gentz“. Ohne Ort [Wien], 31. V. 1828, 4°. 3 Seiten. Doppelblatt. Velin.
An den Verleger Johann Friedrich Cotta, der seit 22. Mai in Wien weilte: "Die Allgemeine Zeitung vom 27ten May hat einen argen Schnitzer begangen, indem sie aus dem Correspondenten von Nürnberg ein vorgebliches Bülletin von einer am 15ten d. M. am rechten Donau-Ufer vorgefallnen Schlacht zwischen den Russen und Türken, unüberlegter Weise nachgeschrieben hat. Bey dem geringsten Nachdenken hätte die Redaction sich überzeigen müßen, daß ein solches Bülletin unmöglich in 9 Tagen (denn es ward am 24ten in Nürnberg gedruckt) von Silistria über Bamberg nach Nürnberg gelangt seyn konnte. Die Bamberger Zeitung hat auch keine Sylbe davon; der Betrug ist in jeder Zeile faßbar, indem die als todt oder blessirt genannten Russischen Offiziere, theils gar nicht existiren, theils längst ...An den Verleger Johann Friedrich Cotta, der seit 22. Mai in Wien weilte: "Die Allgemeine Zeitung vom 27ten May hat einen argen Schnitzer begangen, indem sie aus dem Correspondenten von Nürnberg ein vorgebliches Bülletin von einer am 15ten d. M. am rechten Donau-Ufer vorgefallnen Schlacht zwischen den Russen und Türken, unüberlegter Weise nachgeschrieben hat. Bey dem geringsten Nachdenken hätte die Redaction sich überzeigen müßen, daß ein solches Bülletin unmöglich in 9 Tagen (denn es ward am 24ten in Nürnberg gedruckt) von Silistria über Bamberg nach Nürnberg gelangt seyn konnte. Die Bamberger Zeitung hat auch keine Sylbe davon; der Betrug ist in jeder Zeile faßbar, indem die als todt oder blessirt genannten Russischen Offiziere, theils gar nicht existiren, theils längst gestorben sind, und ihre Nahmen vermuthlich aus alten Bülletins voriger Kriege mit Ungeschicklichkeit zusammengetragen sind, vieler anderer Absurditäten nicht zu gedenken. Allem Vermuthen nach hat irgend ein mauvais plaisant [Witzbold] dem Redacteur des Nürnberger Correspondenten, und allenfalls dem Publikum mit diesem erdichteten Bülletin einen Streich spielen wollen. Nach zuverläßigen Nachrichten war bis zum 20ten kein Russe über die Donau gegangen. Es thut mir aufrichtig leid, daß Ew. Hochwohlgebohren gerade während Ihres Aufenthaltes in Wien ein so ärgerliches Factum, welches ohne Zweifel viel Gerede in ganz Europa veranlaßen wird, erfahren mußten. Unser letztes Gespräch hat mir über Ihre Wünsche und Absichten nicht den mindesten Zweifel gelassen; um so mehr aber muß Ihnen daran gelegen seyn, den Redacteurs der Allgemeinen Zeitung die strengste Aufmerksamkeit bey der Auswahl ihrer Materialien zu empfehlen, der gegenwärtige Fall geht uns nicht weiter an, als in so fern dabey die Bamberger Zeitung höchst unschuldig compromittirt wurde; was sich jedoch leicht berichtigen ließ. Bloß mit guter Meynung für Ihr Institut habe ich mir die vorstehenden Bemerkungen erlaubt, die ich Sie bitte, als einen Beweis meiner aufrichtigen Ergebenheit auslegen zu wollen [...]" - So absurd, wie Gentz behauptete, war die Nachricht nun aber auch wieder nicht, denn bereits im Juni 1828 überquerten die vom Zaren Nikolaus I. angeführten Hauptverbände der Russen die Donau und begannen den Russisch-Türkischen Krieg (1828-29), auch durch die Belagerung der bulgarischen Schlüsselfestung Silistria. - Von Cotta verlegte Presseerzeugnisse wie etwa das "Morgenblatt" durften in Österreich aus Zensurgründen nicht vertrieben werden, auch seine "Allgemeine Zeitung" stand unter ständiger argwöhnischer Beobachtung. Zu seiner Reise nach Wien 1828, um diese Hindernisse auszuräumen sowie sein gutes Verhältnis zu Gentz (den er am 26. und 28. Mai traf) vgl. die Darstellung bei Bernhard Fischer, J. F. Cotta, 2014, S. 751-53 sowie Anm. 204, S. 914. Siehe auch H. Mojem, Repertorium; Nrn. 3724 und 2726. Cottas Anstrengungen blieben übrigens erfolglos, wozu die von Gentz angemahnte Meldung vielleicht ihren Teil beitrug. - Auf gutem Papier, schön erhalten. Sehr schöner Brief.zzgl. Versandkosten
- Verkauft
Gentz, Friedrich von, Staatsmann und Schriftsteller (1764-1832).
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Wien, 31. I. 1805, 4°. 8 Seiten auf 2 Doppelblättern.
Großer und wichtiger politischer Brief über die diplomatischen Verhältnisse zwischen Rußland, Frankreich und Österreich an einen französischen Freund in St. Petersburg. Gentz glaubt, daß Rußland unter keinen Umständen Frankreich angreifen würde: "[...] Je crois [...] que la Russie na jamais et dans aucun tems eu lidée dattaquer effectivement la France, ou de produire, par une intervention armée quelconque, un changement réel et décisif dans létat déplorable de la politique continentale [...]" Bei dieser traurigen Lage der Dinge befürchtet er Intrigen Frankreichs gegen Rußland und die in St. Peterburg herrschenden Kräfte und daß Europa zwischen den Flanken der beiden Großmächte zermalmt wird: "[...] que si les autres puissances ne contre-mènent près sans ...Großer und wichtiger politischer Brief über die diplomatischen Verhältnisse zwischen Rußland, Frankreich und Österreich an einen französischen Freund in St. Petersburg. Gentz glaubt, daß Rußland unter keinen Umständen Frankreich angreifen würde: "[...] Je crois [...] que la Russie na jamais et dans aucun tems eu lidée dattaquer effectivement la France, ou de produire, par une intervention armée quelconque, un changement réel et décisif dans létat déplorable de la politique continentale [...]" Bei dieser traurigen Lage der Dinge befürchtet er Intrigen Frankreichs gegen Rußland und die in St. Peterburg herrschenden Kräfte und daß Europa zwischen den Flanken der beiden Großmächte zermalmt wird: "[...] que si les autres puissances ne contre-mènent près sans cesse les menées de ce parti, nous risquons de voir une seconde fois ces deux puissances colossales marcher sur une ligne commune et lEurope menacée de périr au milieu de leurs embrassades [...]" Gentz fragt seinen Freund nach dessen Eindrücken von der russischen Politik und nach dem Aufenthalt des russischen Dilomaten Carlo Andrea Conte Pozzo di Borgo (1764-1842) in St. Petersburg. Sodann geht er auf den Wiener Hof ein: die österreichische Monarchie gleiche einem fauligen Sumpf, dessen schreckliche Stille nur von Zeit zu Zeit vom traurigen Schrei eines todverkündenden Vogels unterbrochen würde. Die eigene Feigheit steige proportional zum Übermut der Franzosen, die miserable Staatsverwaltung mit Ludwig von Cobentzl (1753-1809) an der Spitze sei völlig unerschütterlich, der Kaiser Franz I. sei über seine Lange verblendet und der Feldherr Erzherzog Karl von Österreich-Teschen (1771-1847) friedlicher, als je: "[...] Cette monarchie [...] ressemble à un marais stagnant et putride, autour duquel règne un silence effrayant, interrompu de tems-en-tems par le cri de quelque oiseau lugubre, qui annonce les orages et la mort. Notre lâcheté et notre bassesse augmente dans la même proportion avec Linsolence des François. Les hommes foibles, que le mauvais génie de cet état a conduit au timon des affaires, Cobentzl à la tête, sont inébranlables; lEmpereur saveugle de plus en plus sur sa position; lArchiduc Charles est plus pacifique que jamais [...]" Man solle den Gerüchten von Allianzen, Verhandlungen, Truppenbewegungen oder Aktionen jeglicher Art keinen Glauben schenken, solange sich das Ministerium nicht verändere. Sodann geht Gentz auf den Besuch des berühmten Mr. Brougham ein, dessen Verhalten in Wien ihm viele Feinde eingebracht habe, was Gentz hingegen als gutes Vorzeichen für die Zukunft deute: "[...] sil ne se méprend pas sur sa vocation, si p. e. il nabandonne pas léconomie politique dans laquelle il fera [...] des pas de géans, pour intriguailler avec les tristes et sots défenseurs de labolition de la traite [...]" Bittet, seinen Förderer Graf Stadion zu grüßen. Nachdem seine Stellung in Berlin unhaltbar geworden war suchte Gentz mit Hilfe von Stadion eine Staatsanstellung in Wien, die er dann 1802 antreten konnte. Er wurde erster Sekretär beim Wiener Kongreß und einer der Redakteure des Friedensvertrages von Paris 1815. - Kleine unbedeutende Randschäden. - Sehr inhaltsreicher politischer Brief. - Wohl unveröffentlicht. - Volltranskription liegt bei.zzgl. Versandkosten
- Verkauft
Gentz, Friedrich von, Staatsmann und Schriftsteller (1764-1832).
Eigh. Brief mit Unterschrift „Gentz“. Prag, 30. VII. 1813, 4°. 2 1/2 Seiten. Doppelblatt.
Wichtiger politischer Brief. - Vor der Völkerschlacht bei Leipzig an den hannoverschen Diplomaten in England und späteren Minister Ludwig Carl Georg von Ompteda (1767-1854), den er regelmäßig mit geheimen Nachrichten versorgte: "[...] Wenn meine Meynung in irgend einer Frage - denn an Modificirung der Grundsätze werden Sie doch bey mir wohl nie gedacht haben - von der Ihrigen abgewichen wäre, so würde kein Argument in meinen Augen mehr Stärke gehabt haben, um mich zur Übereinstimmung zurück zu führen, als das, dessen Sie sich bedienen. Auch ich halte es mit der Maxime, die Sie den Englischen Parteyen zuschreiben. Die Wahrheit ist aber, daß ich in keiner wesentlichen Frage von Ihnen abwich, nur, da ich auf einem ganz andern Terrain stand wie Sie, mit ganz andern Waffen kämpfen ...Wichtiger politischer Brief. - Vor der Völkerschlacht bei Leipzig an den hannoverschen Diplomaten in England und späteren Minister Ludwig Carl Georg von Ompteda (1767-1854), den er regelmäßig mit geheimen Nachrichten versorgte: "[...] Wenn meine Meynung in irgend einer Frage - denn an Modificirung der Grundsätze werden Sie doch bey mir wohl nie gedacht haben - von der Ihrigen abgewichen wäre, so würde kein Argument in meinen Augen mehr Stärke gehabt haben, um mich zur Übereinstimmung zurück zu führen, als das, dessen Sie sich bedienen. Auch ich halte es mit der Maxime, die Sie den Englischen Parteyen zuschreiben. Die Wahrheit ist aber, daß ich in keiner wesentlichen Frage von Ihnen abwich, nur, da ich auf einem ganz andern Terrain stand wie Sie, mit ganz andern Waffen kämpfen mußte. Ich habe gesiegt. Die geheime und geheimste Geschichte der Politik des Wiener Hofes seit 1810, die Hardenberg nur unvollkommen kennt, ob er gleich unendlich mehr davon weiß als sehr Viele Andre, wird Ihnen dereinst Data an die Hand geben, um zu beurteilen, ob irgend einer unserer Sache besser gedient hat als ich. Mein Verdienst ist desto größer, weil nur Wenige es in seiner ganzen Fülle kennen, und weil ich zum Voraus weiß, daß mir Undank zum Lohn werden wird. Exaltirte Weiber und Narren haben mich für einen Friedens-Advokaten gehalten, weil ich ihre Ausschweifungen theils nicht theilen durfte, theils nicht theilen mogte; und dieser Ruf wird zeitig genug nach England wandern. Und doch - es ist ein starkes, aber grundwahres Wort - doch gab es ohne mich keinen Oesterreichischen Krieg. - Genug davon - Zerreißen Sie dieses Blatt, weil es nach Prahlerey schmeckt. Ich danke Ihnen, Mein würdiger, treuer, und vortrefflicher Freund, daß Sie wenigstens nie an mir verzweifelten [...]" - Gentz digital Nr. 911 (H: nicht ermittelt. D: Ompteda-Nachlaß, VI, Nr. 81, 179.). - Gentz war als Publizist und Staatstheoretiker Berater Metternichs. - Einriss im Falz.zzgl. Versandkosten