Psychiater und Schriftsteller (1878-1967)
Alfred Döblins episches Werk umfasst Romane, Novellen und Erzählungen, daneben verfasste er unter dem Pseudonym „Linke Poot “ satirische Essays und Polemiken. Als führender Expressionist und Wegbereiter der literarischen Moderne in Deutschland integrierte Döblin früh Formen des Hörspiels und Drehbuchs in sein Werk. 1920 veröffentlichte er den historischen Roman „Wallenstein „. Sein berühmtestes Werk ist der Roman „Berlin Alexanderplatz „.
Quelle: Wikipedia
- Verkauft
Döblin, Alfred, Schriftsteller (1878-1957).
Eigenh. Manuskript mit Unterschrift Ohne Ort und Jahr [Berlin 1921], Kl.-4°. 4 Seiten. Doppelblatt.
Beitrag zu einer Geburtstagsfestschrift von 1921 für Maximilian Harden: "Ich enthalte mich jedes Einzelurteils über die Tätigkeit Hardens, über dieses Vorgehen und jenes Vorgehen, schon darum, weil mir seine Tätigkeit in ihrem ganzen Umfang nicht bekannt ist. Nur generell äußere ich mich: der civile Mann, der 'einfache Bürger', der unbeamtete, mit diesem Willen zur Politik, mit dieser Erregtheit, die anzeigt, daß hier seine eigene Sache verhandelt wird, in der erstickenden, zur Lethargie verdammten, entmannenden Kaiserzeit, der Republikaner von Geburt - ich schüttele ihm an seinem Geburtstage die Hand. Ein, zwei Dutzend von dieser Art, wären sie zusammen gewesen, unermüdlich, rasend, wachrüttelnd, - vielleicht hier fehlschlagend, da fehlschlagend, aber allemal ein Gewissen: ...Beitrag zu einer Geburtstagsfestschrift von 1921 für Maximilian Harden: "Ich enthalte mich jedes Einzelurteils über die Tätigkeit Hardens, über dieses Vorgehen und jenes Vorgehen, schon darum, weil mir seine Tätigkeit in ihrem ganzen Umfang nicht bekannt ist. Nur generell äußere ich mich: der civile Mann, der 'einfache Bürger', der unbeamtete, mit diesem Willen zur Politik, mit dieser Erregtheit, die anzeigt, daß hier seine eigene Sache verhandelt wird, in der erstickenden, zur Lethargie verdammten, entmannenden Kaiserzeit, der Republikaner von Geburt - ich schüttele ihm an seinem Geburtstage die Hand. Ein, zwei Dutzend von dieser Art, wären sie zusammen gewesen, unermüdlich, rasend, wachrüttelnd, - vielleicht hier fehlschlagend, da fehlschlagend, aber allemal ein Gewissen: wir wären weiter in Deutschland. Der Knechtssinn ist das Übelste in diesem Lande; die Ketten wurden von Millionen getragen, sie wußten nicht darum; der Mensch ist ein sehr nachzeitiges vergeßliches Geschöpf: diesem erst Schmerz erregen an seinen wunden Handgelenken, Fußgelenken, diesem erst seinen Buckel, das kaum mehr aufrichtbare Rückgrat im Spiegel zeigen, - das mußte geschehen, und dies hat Harden als Einzelner, als Angehöriger einer in Wohlbehagen versinkenden Klasse getan; - gleichgültig ob er in manchen früheren Augenblicken sich selbst als echtes deutsches Tageskind gebärdete. Dank konnte ihm nicht viel werden; wer mit dem Messer umgeht und Häßlichen den Spiegel zeigt, erhält keine Geschenke, - die ganze Arbeit war gut. Die Arbeit war gut. Es gab einen civilen Mann im deutschen Kaiserreich, der beobachtete, sich um Politik kümmerte, unter allen Betäubungen, denen auch er erlag, zugriff auf eigene Verantwortung: das war viel. Neben Gewissen und Selbstverantwortlichkeit sind Mut, Tapferkeit, Furchtlosigkeit vor Gefahr die Dinge, die den Republikaner auszeichnen und der deutsche jungen, oh so schwankenden Republik am notwendigsten sind. Diese Republik, nicht geboren aus dem Geist von Republikanern, sondern uns fast willenlos zugefallen, - daß sie uns erhalten bleibt, daß die Seelen anfangen wieder gerade zu wachsen, das wünschen wir auf Herzlichste, fast aufs wütendste. Das wünsche ich. Darum schüttele ich nochmal dem tapferen freien Mann die Hand [...]" - Druck in: Maximilian Harden zum 20. Oktober 1921. Berlin 1921. S. 8-9. - Papierbedingt leicht gebräunt.zzgl. Versandkosten
- Verkauft
Döblin, Alfred, Schriftsteller und Arzt (1878-1957).
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Paris, 10. IX. 1953, 8°. 4 Seiten. Mit eigenhändigen Umschlag.
An den Verlag Kerle in Heidelberg, in Altersschrift: "[...] ich bestätige den Empfang Ihres Briefes vom 28. Aug. Sehr danke ich Ihnen für die Gedichte von Dylan Thomas, die ich nicht kannte. Ausserordentliche, bald grossartige, bald verworrene Dinge, prophetisch unverständlich; ich lese noch darin, manches wirkt schizophren, aber doch das meiste strotzt vor genialen Bildern. Ich sah Ihre 'Kleine Bücher-Brücke' durch (entschuldigen Sie die Schrift dieser arthritisch versteiften Hand), Sie haben da Expressionisten, aber wie Stramm dazu paßt, sehe ich nicht recht. Walden und der Sturm-Kreis machten vor dem 1. Krieg einen Koloss aus ihm, Rudolf Blümner konnte ihn hinreissend lesen. - Das ist nur eine starke expressionistische Formbegabung, ich mochte diesen Lärm nie, - aber bitte ...An den Verlag Kerle in Heidelberg, in Altersschrift: "[...] ich bestätige den Empfang Ihres Briefes vom 28. Aug. Sehr danke ich Ihnen für die Gedichte von Dylan Thomas, die ich nicht kannte. Ausserordentliche, bald grossartige, bald verworrene Dinge, prophetisch unverständlich; ich lese noch darin, manches wirkt schizophren, aber doch das meiste strotzt vor genialen Bildern. Ich sah Ihre 'Kleine Bücher-Brücke' durch (entschuldigen Sie die Schrift dieser arthritisch versteiften Hand), Sie haben da Expressionisten, aber wie Stramm dazu paßt, sehe ich nicht recht. Walden und der Sturm-Kreis machten vor dem 1. Krieg einen Koloss aus ihm, Rudolf Blümner konnte ihn hinreissend lesen. - Das ist nur eine starke expressionistische Formbegabung, ich mochte diesen Lärm nie, - aber bitte wenden Sie sich für einen Essay an Lothar Schreyer (die Adresse giebt Ihnen m. frühere Sekretärin Fr. Sosky, Mainz-Bretzenheim, Kaiserstr. 93). Er gehörte zum Kreis und ist (trotz seines Katholizism) noch heute interessiert. Mir fiel bei Durchsicht Ihres kleinen Katalogs ein: Würden Sie sich interessieren für eine Erzählung o. Legende, die ich vor Jahren schrieb; 'Die Pilgerin Aetheria', Länge ca. 150 Druckseiten? Eventuell lasse ich sie Ihnen zugehen. Ihnen nochmals für den Dylan Thomas dankend verbleibe ich als Ihr ergebener Alfred Döblin." - Die erwähnte Erzählung erschien erst 1955. Schöner Brief, der Döblins waches Interesse und literarisches Engagement auch nach seiner zweiten Emigration dokumentiert. Ergreifend ist die schwer lesbare Handschrift, der man ansieht, wie große Mühe Döblin das Schreiben gemacht hat.zzgl. Versandkosten
- Verkauft
Döblin, Alfred, Schriftsteller (1878-1957).
Eigenh. Manuskript mit Namen am Kop. Ohne Ort und Jahr [Berlin, ca. 1925], Kl..-4°. 1 Seite.
Das erste Blatt eines Feuilleton-Beitrags, betitelt "Die beste Stunde der Lebendigkeit": "Mir ist nicht bekannt, daß irgendwo eine Materialsammlung darüber vorliegt, wann, zu welcher Tagesstunde oder Nachtstunde einer am lebendigsten ist. Es wäre schon gut und interessant, solche Sammlung anzulegen. Sie wird aber erst interessant dadurch, daß man sich den genau ansieht, der über sich ein bestimmtes Datum der besten Arbeitszeit angiebt. Also: erst wenn ich den ganzen Kerl kenne, weiß ich auch, warum er zu der oder der Zeit besonders 'lebendig' ist [...]" Wohl Anwort auf eine Rundfrage. - Zwischen den Zeilen 2 Wörter (als Lesehilfe) von fremder Hand. Klammerspur.Das erste Blatt eines Feuilleton-Beitrags, betitelt "Die beste Stunde der Lebendigkeit": "Mir ist nicht bekannt, daß irgendwo eine Materialsammlung darüber vorliegt, wann, zu welcher Tagesstunde oder Nachtstunde einer am lebendigsten ist. Es wäre schon gut und interessant, solche Sammlung anzulegen. Sie wird aber erst interessant dadurch, daß man sich den genau ansieht, der über sich ein bestimmtes Datum der besten Arbeitszeit angiebt. Also: erst wenn ich den ganzen Kerl kenne, weiß ich auch, warum er zu der oder der Zeit besonders 'lebendig' ist [...]" Wohl Anwort auf eine Rundfrage. - Zwischen den Zeilen 2 Wörter (als Lesehilfe) von fremder Hand. Klammerspur.zzgl. Versandkosten