Beschreibung
Vogt wünscht, daß der Adressat an seiner Stelle die Berichterstattung vom Kongress in Bologna übernimmt, da er als Ständerat in Bern verhindert sei. „[…] Die Sache ist diese. Heute ist beschlossen worden, daß die Versammlung der schweizerischen Räthe zur Behandlung der Bundes-Revision frühestens im November Statt finden soll. Andererseits hat das Comité des Congresses für Anthropologie und Urgeschichte denselben für den 1ten November in Bologna einberufen. Er soll dort 8 Tage dauern und mit Excursionen verbunden sein. Vor zwei Jahren war dieser Congreß in Copenhagen, vorher in Norwich und Paris. Ueber alle diese Versammlungen habe ich in der Kölnischen Zeitung damals berichtet. Der Congreß in Bologna sollte schon voriges Jahr Statt finden – er ward wegen des Krieges verschoben und wegen der angedeuteten Bundesversammlung in Bern war ich bis dahin nicht sicher, ihn besuchen zu können. Jetzt ist diese Unsicherheit gehoben. Als ich nun vor zwei Jahren in Wien war, machte mir Dr. [Max] Friedländer [1829-72] von der neuen freien Presse den Antrag, für Rechnung dieses Blattes und unter denselben Bedingungen wie für die Kölner Zeitung, nach Bologna zu gehen. Ich gieng dies ein. Jetzt hat sich die Sachlage geändert. Ich zweifle zwar nicht, daß die Neue Freie mit beiden Händen zugreifen würde wenn ich ihr den Vorschlag wiederholte – ich mag es aber nicht gerne und sähe lieber, wenn Sie an die Stelle träten. Außer den eben angeführten Reisen habe ich schon früher welche für die Köln. Z. gemacht, nach Italien, an den Meeresstrand etc. und stets unter denselben Bedingungen die ich Ihnen fast wörtlich wiederhole, wie sie mir Dumont Schauberg schrieb […] Wir haben uns beide […] dabei wohl befun[de]n – die Kölnische, sonst hätte sie mir nicht während 7 Jahren st[ets] denselben Vorschlag gemacht und ich, weil ich Freiheit hatte, [da]s mir Interessante zu behandeln. […]“ – Der aus Gießen stammende Liebig-Schüler, Freund von Herwegh und Bakunin, saß als freisinniger Linker im Frankfurter Parlament. Nach dem Sieg der Reaktion verließ er Deutschland und nahm eine Professur in Genf an. Er ließ sich naturalisieren und wurde zum Mitglied des Großen Rates, zum Ständerat und Nationalrat gewählt. Mit seinen vielbesuchten Reisevorlesungen in der Schweiz und Deutschland sowie seinen populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen hatte er damals großen Erfolg. – Gebräunt und schmale Fehlstelle am linken Rand (Verlust einiger Buchstaben).