Beschreibung
Wegen eines Empfehlungsschreibens: „Sehr geehrtes Fräulein Spiero! Anbei übersende ich Ihnen eine Empfehlung an Frau Oberin Kirschner, Arbeiterinwohl, Alt Moabit. Schreiben Sie ihr und legen Sie die empfehlenden Worte von mir bei.“ – S. studierte Medizin an den Universitäten in Berlin und Heidelberg. In Berlin war er Ko-Assistent Ernst von Bergmanns. Er promovierte 1889 unter Robert Michaelis von Olshausen mit einer Dissertation „Zur Lehre von der mehrfachen Schwangerschaft“ in Berlin. Von 1889 bis 1891 war er Assistent von Christian Adolf Hermann Löhlein an der Universitäts-Frauenklinik Gießen. Nach einem zweijährigen Studienaufenthalt in England arbeitete er von 1892 bis 1900 als Assistent bei Adolf Ludwig Sigismund Gusserow an der geburtshilflich-gynäkologischen Klinik der Charité. 1897 habilitierte sich Straßmann als Privatdozent für Geburtshilfe und Gynäkologie an der Berliner Universität. Ab dem Jahr 1900 leitete Paul Straßmann eine von ihm gegründete Privat-Frauenklinik, die in der Schumannstraße 18 nach Plänen des Architekten Max Fraenkel 1908/1909 errichtet wurde. Die Familie hatte eine Stadtwohnung im Gebäude, dem Straßmann-Haus. Während des Ersten Weltkriegs war Straßmann ordinierender Chirurg im Lazarett Tempelhofer Feld, und 1918 wurde ihm der Ehrentitel eines Geheimen Sanitätsrats verliehen. 1904 wurde Paul Straßmann Sekretär der Berliner Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie, 1925/26 deren Vorsitzender. 1906 wurde er zum Titularprofessor, 1919 zum außerplanmäßigen Professor ernannt. Er wurde 1911 zum Ehrendoktor der Universität Birmingham ernannt und 1923 bis 1925 in den Senat der Berliner Universität gewählt. Die Straßmann-Klinik war sehr erfolgreich und aufgrund der operativen Fähigkeiten von Paul Straßmann weit bekannt, so dass sie von vielen Chirurgen und Gynäkologen besucht wurde, wie beispielsweise von William James und Charles Horace Mayo. Paul Straßmann wurde auf dem Neuen Friedhof Wannsee beigesetzt. Das Familiengrab ist seit 1984 ein Ehrengrab der Stadt Berlin. Am Straßmann-Haus, heute ein Bürogebäude, erinnert seit dem 10. September 2003 eine Gedenktafel an den verdienten Mediziner.