Exner-Ewarten, Sigmund von, Mediziner (1846-1926).

240,00 

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift St. Gallen in der Steiermark, 20. VII. 1884, 8°. 3 Seiten. Doppelblatt.

Vorrätig

Beschreibung

Wissenschaftlicher Brief an einen Kollegen, „die Hitze Wiens fliehend“: […] Was das laute Sprechen einsamer Spaziergänger anbelangt, so bin ich über dessen Erklärung ziemlich ähnlicher Meinung, wie Sie, nur würde ich dieselbe etwas concreter dahin zusammenfassen: Wir pflegen vielfach in Worten zu denken; bei der geistigen Reproduction eines Wortes machen wir gewöhnlich und unwillkürlich sehr schwache Bewegungen mit unseren Sprachorganen, welche dem gedachten Worte entsprechen […] Bei sehr lebhaften Individuen, oder bei grosser Aufregung werden diese Bewegungsinnervationen so stark, dass sie zum eigentlichen Sprechen führen. Dasselbe ist im Alkoholrausch der Fall, der ja überhaupt durch die Unsicherheit im Maasse der Innervationen charakterisiert ist. Was das Gestikuliren anbelangt, so hat dasselbe, meines Erachtens, jedenfalls einen ähnlichen Ursprung, doch dürften die unbewussten Innervationen dieses Falles sich nicht unter einen so allgemeinen Gesichtspunkt bringen lassen. Es handelt sich eben auch um das Übergreifen von Innervationen in der Gehirnsrinde auf Gebiete, welche nicht willkürlich in Action gesetzt werden, und sind analog der Erscheinung dass die meisten Menschen bei intensiver Muskelaktion z. B. des rechten Armes auch die Gesichtsmuskeln verziehen, und zwar hauptsächlich auf derselben Seite […]“ – Exner von Ewarten ist der Vater der vergleichenden Physiologie, der Hirnforschung und der Wahrnehmungspsychologie aus physiologischer Sicht.