Bluntschli, Hans Georg Hermann, Mediziner und Forschungsreisender (1877-1962).

220,00 

Eigenhändiger Briefkarte mit Unterschrift Bern, 7. V. 1946, Qu.-Kl.-8°. 2 Seiten.

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Beschreibung

Interessante Zeitkritik des Schweizer Anatomen: „[…] Sie haben natürlich recht, dass auf uns Akademiker kein geringer Teil an der Schuld für die Zeitverhältnisse fällt. Doch sagen Sie dieses nicht zu laut, sonst werden Sie Ihre blauen Wunder erleben. Die Repräsentanten des geistigen u. wissenschaftlichen Lebens haben viel zu viel vor den reinen Mammonsmenschen scharwänzelt, als dass sie nicht weitgehend von ihnen abhängig geworden wären. So besteht der Zustand, dass es eigentlich keine geistige Domäne mehr gibt, die von der Allgemeinheit ernst genommen werden könnte, weil sie selbstständig denkt und plant auf ewigen Grundlagen. Es ist alles in das grosse Chaos hineingerutscht aus dem uns nur sehr tapfere Schritte (ohne akad. Eitelkeit und wissenschaftliche Hybris) befreien könnten. So viel ich sehe sind es Wenige die die ganze Situation, so wie sie heute tatsächlich besteht, von Grund auf erfasst haben. Man feiert einen Pestalozzi mit schönen Worten u. merkt kaum, dass seine Linienhaltung die einzige ist, die uns heute anstände, während das Meiste, was auf dem Gebiet der Erziehung geschieht, auf die Multa und nicht auf das Multum abstellt […]“