Beschreibung
An seinen Freund Heinrich Schmidt (1809-1870) in Dresden: „[…] Euer Rienzi Wagner war – oder ist noch hier um, wie hieseige Blätter melden, das Opernwesen in Wien zu reformiren. Ein weiser Vorsatz, ob’s aber Herrn Richard gerade gelingen werde, mochte ich bezweifeln. Gestern erfahre ich, Wagner habe wegen Einmischung in politische Angelegenheiten Dresden meiden müssen. Ist wahres daran oder nicht […] Uns gehts miserabel. Keine Gage und Aufhebung der Oper am 1ten September. Pfui Teufel […] Der hiesige Reichstag ist eröffnet. Es geht sehr energisch zu. Gestern ist eine Deputation nach Inspruck um den Kaiser zu fragen, ob er zurück kehren wolle oder nicht […] Selbst die einfältigsten Leute fangen an zu begreifen, daß man auch ohne Kaiser fertig werden kann […]“ – Das Original zu diesem Brief ist nicht auffindbar; der Druck in der Kritischen Ausgabe erfolgte nach diesem Einzelblattfaksimile und gibt einen Auktionsnachweis (Bassenge, 1976, 27/4988. Vgl. Sämtliche Briefe. Historisch-kritische Ausgabe. Hrsg. von Irmlind Capelle. Kassel u. a. 1995. S. 331f. VN 347). Auch die Lippische Landesbibl. und die Staatsbibl. Berlin besitzen so ein Faksimile. – Lortzing war 1846 zur Einstudierung seiner neuesten Oper „Der Waffenschmied“ nach Wien gekommen. Nach der erfolgreichen Aufführung am 30. Mai 1846 erhielt er einen Zweijahresvertrag als Kapellmeister am Theater an der Wien. Die Revolutionsereignisse im März 1848 ließen ihn nicht unbewegt: mit seinem vorletzten Werk, der anfangs auf einem Fabrikhof spielenden Freiheitsoper „Regina oder die Marodeure“ (benannt nach seiner Frau), greift er bewusst die soziale Problematik der Entstehungszeit auf. Das Libretto über den Kampf der Arbeiter schrieb er nach eigenen Erlebnissen sowie Berichten selbst. Die Oper durfte aber nicht aufgeführt werden und kam erst 1899 auf die Bühne. Die Wirren des Revolutionsjahres 1848 brachten ihm aber auch Existenzsorgen, denn er verlor den Kapellmeister-Posten in Wien. – Knickfalten.