Beschreibung
„Sehr geehrte Herren! Auf unsere seit langen Jahren bestehende Bekanntschaft mich stützend, erlaube ich mir, Sie um die Erweisung einer Gefälligkeit ebenso freundlichst wie ergebenst zu bitten. Ich habe mich an dem s. Z. vom Frankfurter Lehrer Gesangverein ausgeschriebenen Preisausschreiben durch Einsendung eines Männerchors betheiligt, bin jedoch, wie es ja mit Ausnahme des einen vom Glück Begünstigten allen übrigen Concurrenten ergangen, unberücksichtigt geblieben. Wie bei derartigen Fällen es zumeist zutrifft, wird kaum die wirklich werthvollste Arbeit, sondern die vielleicht gefälligsten Compositionen, besonders wenn diese weniger hohe Ansprüche an die Ausführbarkeit stellt, mit dem Preise bedacht. Das, was von den Preisrichtern in ihren Ankündigungen verlangt wird, ist späterhin selten noch zutreffend; die Beweise dafür sind in anderen gleichlautenden Unternehmungen oft genug geliefert worden. Da ich nun nicht haben möchte, dass mein überaus sauber in die Reinschrift gebrachtes Chorlied ‚Dem Vaterland‘ Ged. v. Rob. Reinick, ein oder zweimal zusammengekniffen in meine Hände zurücklangt, ersuche ich Sie ganz ergebenst, dasselbe gern einfordern und in Packetform am meine Adresse gelangen zu lassen, aus welchem Grunde ich mir gestatte diesen Zeilen das Porto behufs Francatur der Zusendung beizufügen. Auch ist mir daran gelegen, meinen Namen der etwaigen, nunmehr doch zwecklosen Wissbegier der Herren Preisrichter zu entziehen, auch aus diesem zweiten Grunde bitte ich Sie mir schon die grosse Gefälligkeit freundlichst erweisen zu wollen. Ich darf mithin hoffen, mein versiegeltes Couvert uneröffnet wieder zurückzuerhalten. Das auf demselben befindliche Motto lautet: ‚Nicht an wenig stolze Namen ist die Liederkunst gebannt; ausgestreut ist der Samen über alles deutsche Land.“ Im Voraus für Ihre Bemühungen Ihnen meinen besten Dank abstattend, erkläre ich mich gern zu Gegendiensten bereit und bin Ihnen in Ihren weiteren geschäftlichen Unternehmungen alles nur erforderliche Glück wünschend, mit den herzlichsten Grüssen Ihr ganz ergebener Constantin Bürgel. – Mit rotem Sammlungsstempel.