Beschreibung
An Woldemar von Biedermann. – I. „[…] auch ich glaube, dass man für den älteren Faust nur Einen ‚Plan‘ anzunehmen hat und komme an dem ‚Diener des Erdgeistes‘ den Sie in derselben Auflage meines ‚Goethe‘ mit Recht beanstandeten, immer entschiedener zurück. Dass der ‚erhabene Geist‘ Gott selber sei und dass dabei (neben Herders ‚Gott‘ möchte ich jedenfalls hinanfügen) das Buch Hiob mit wirkte, hat Ihre Darlegung nur höchst wahrscheinlich gemacht; ganz wage ich mich hier noch nicht zu ergeben, denn die Aussage, dass Gott selbst Faust an Mephisto geschmiedet habe, scheint Faust doch fast zu sehr zum Mitwisser des Prologs im Himmel zu machen. Gar nicht kann ich aber mit Ihnen […] Mannings Auffassung des Paralip. 1 annehmen. Sie sagen S. 10 Goethe schrieb Schiller, dass der erste Plan des ‚Faust‘ eigentlich nur eine Idee gewesen sei […] In diesem Brief steht doch aber nur ‚der Plan‘; dass der erste gemeint sei, ist nirgends angedacht, vielmehr scheint der ganze Zusammenhang an der herkömmlichen Auffassung unrichtig, dass ein neuer, etwa aus 1790 stammender Gesamtplan gemeint ist. Und ferner: Dass Goethe auch nur einen Augenblick lang ein Faustdrama ohne Mephistopheles geplant haben soll, scheint mir undenkbar, und die Folgerung, die Sie aus dessen Nichterwähnung ziehen, allzu kühn […]“ – II. „[…] Einstweilen beehrte ich mich, zur Stärkung meiner Position Sie auf das neue Buch von M[ax] Morris Goethe Studien II aufmerksam zu machen […]“