Conrad, Michael Georg, Schriftsteller (1846-1927).

198,00 

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift München, 17. II. 1897, 8°. 1 Seite.

Vorrätig

Beschreibung

An eine Freundin: „[…] Du überschätzest meinen Einfluss auf die ‚Gesellschaft‘. Das Blatt arbeitet immer noch mit Unterbilanz, auch seit Merian den Verlag von Friedrich übernommen. Die Totenbilder könnten nun unmöglich anstelle des üblichen Heftbildes eines lebendigen Zeitgenossen gebracht werden, sondern müssten irgendwo in einen entsprechenden Text eingefügt werden. Dazu würde ich den Merian, der für das Defizit haftbar ist, nicht vermögen, weil es besondere Kosten verursacht. Außer dem finanziellen spräche aber wohl auch der ästhetische Gesichtspunkt mit. Die Mehrzahl der Leser hat keine Freude an Totenbildern – ich persönlich auch nicht. Ich bin für Leichenverbrennung, damit so schnell als möglich mit dem Leichnam aufgeräumt wird. Ich habe gar kein Verständnis für den Kultus, der mit der ‚Hülle‘, mit ’sterblichen Überresten‘ usw. getrieben wird. In diesem Punkt bin ich absoluter Geistmensch. Ich lasse nur den durchgeistigten, lebendig beseelten Leib gelten, nicht die tote Maske! In der Leipziger ‚Illustrierten Zeitung‘ fand ich ein sehr schönes, sprechend ähnliches Bild von unserem teuren Konrad Telmann. (Auch der Text von Ludwig Salomo war lesbar) [Kopie liegt bei]. Vielleicht kann ich Merian bestimmen, sich das Klischee zu erwerben. Du steuerst in einer ruhigeren Stunde einige Seiten Erinnerungen bei […] Und so ließe sich das Werk der Pietät zu aller Zufriedenheit ausrichten […] Daß ich den ganzen Winter schwer krank gewesen (Gelbsucht) und noch überaus elend und erholungsbedürftig bin, hab‘ ich dir, glaube ich, schon geschrieben […]“