Beschreibung
Herrlicher, inhaltsreicher und typischer Brief an den Grafen Antonio Ottavio Collalto (1719-1793): Casanova dankt zunächst für einen Brief Collaltos und übermittelt Neujahrswünsche. Dann berichtet er über die Kälte auf Schloß Dux, die ihn zwinge, in seinem Zimmer Bücher und Zeitungen zu studieren. Um seine Gesundheit nicht zu gefährden, sei er nicht einmal auf einen Ball voll mit schönen Mädchen gegangen. Dann erzählt Casanova eine für ihn so typische Anekdote, die sich nicht in seinen Memoiren wiederfindet: „Es sind vierzig Jahre her, dass ich in Cremona Bekanntschaft mit einer Bürgerin machte, die einen Brief vom Gatten empfing, der seit zwei Jahren abwesend war. Die arme verzweifelte Frau vertraute mir an, dass sie schwanger war. Ich dachte die Nacht hindurch nach und sagte ihr den Tag danach, dass sie nichts anderes machen könnte, als sich zu stellen, als ob sie von einer schweren Augenentzündung befallen wäre und dass sie so auf diese Weise, da sie im Finstern stünde, der Gatte nicht sehen wird. So wird sie abwarten, zu erklären, dass sie das Gesicht wieder erlangen wird, wann sie entbunden sein wird. Das gehört eigentlich nicht hierher, und ich habe das Geschichtchen Ihrer Exzellenz nur erzählt, um Sie lachen zu lassen.“ (Übersetzung: G. Casanova, Briefwechsel. Hrsg. von Aldo Ravà und Gustav Gugitz. München und Leipzig 1913. S. 282-84). Sodann beklagt er den Tod des beredsamen Francesco Foscari und daß die Republik Venedig nicht gut mit ihren grossen Männern umgehe. Gott solle Venedig schützen.- Abb. im Kat. II Mondo di Giacomo Casanova. Venedig 1998. S. 43 und 245, Nr. 366 (Slg. B. Rothgangel, Vimercate). – Autographen von Giacomo Casanova, besonders so schöne, sind von „ungeheurer Seltenheit“, wie Rava und Gugitz (a.a.O., S. XI) bereits 1913 angemerkt haben. – Transkription auf Wunsch verfügbar.