Beschreibung
An den Schriftsteller Willy Haas (1891-1973) in Prag: „[…] Vielen Dank! Sogar ein Satz, der mich im Manuskript störte (es ist der vom ‚Apathetiker‘), ist mir jetzt im Druck überraschenderweise angenehm erschienen, wenn ich ihn auch nicht für richtig halten kann: denn wo hätte ich dieses Prinzip aufgestellt? Habe ich nicht vielmehr im Drama ‚Die Höhe des Gefühls‘, im ‚Tschechischen Dienstmädchen‘ und, wenn man will, überall die Ekstase über alles gestellt? – Doch das ist eine neben der feinen Analyse, neben dem Sprachreiz und freundlichen Wohlwollen Ihres Essais belanglose Kleinigkeit. Ganz objektiv gesehn, finde ich die Stelle, wo Sie über den verliebten jungen Mann […] reden, am schönsten und es ist fast schade, daß Sie etwas, was Sie sehr tief als Novelle gestalten müßten und sicher auch können, so ins Literarische vergeuden. Doch hoffe ich, daß es nicht verloren ist. Ich erinnere mich, daß Sie mir einmal von solchen Erlebnissen erzählten, und ich gehe wohl nicht irre, wenn ich in Ihnen selbst den Helden dieser Novelle sehe, – in diesem Fall werden sie gewiß den Stoff weiter verarbeiten. Sehr danke ich Ihnen dafür, daß sie einige Angriffe, die gegen mich immer wieder auftauchen z. B. den des Naturalismus, so gründlich abtun. Eine solche polemische Kritik ist vielleicht das einzige, was den Autor fördern kann: denn er sieht in dem abgelehnten Vorwurf immerhin eine Gefahr und wird auf der Hut sein. Richtet man aber den Vorwurf direkt (ohne Polemik gegen den Vorwurf) gegen ihn, so wird er verstockt und schreit: ‚Das ist nicht wahr‘ und wird so vielleicht aus lauter Trotz in ein Falsches, das ihm gar nicht liegt, hineingetrieben […]“