Beschreibung
An den Schriftsteller Emil Faktor (1876-1942) in Berlin: „[…] ich höre, daß Sie eine Kritik über mein neues Buch für die ‚Bohemia‘ schreiben. Sie wissen, wie hoch mir Ihr literarisches Urteil steht, und deshalb begrüße ich diese Kritik, freue mich schon auf sie. – Nur möchte ich Sie bitten, diesmal sehr vorsichtig zu sein und den nationalen Punkt nur nebenbei zu berühren. Sie wissen, auch mir selbst war das Literarische tausendmal wichtiger als das Nationale. Ich kann mich Ihnen gegenüber kurz fassen: ich bin Schüler Flauberts, also konsequenter Vertreter des l’art pour l’art Prinzips. – Deshalb ist es mir doppelt unangenehm, wenn man mein Buch als für die Tschechen tendenziös auffaßt. Ebenso gut könnte man ja auch, weil die Heldin eine Dirne und Lügnerin ist und von sich selbst sagt: ‚Ich bin halt so a Luder‘, daraus schließen, daß ich gegen die Tschechen bin. – Nein, mein Buch hat gar keine Tendenz, es ist nichts als Kunstwerk, ein Traum: ich hasse den Realismus!! – Sie würden mir einen großen Dienst erweisen, wenn Sie in Ihrer Kritik meine deutschnationale Verläßlichkeit im Leben feststellen würden und damit als vereinbar: die Tendenzlosigkeit dieses Buches. Das ‚Prager Tagblatt‘ hat mich schon sehr stupide mit Verkennung all diese Prinzipien angegriffen […] ich bin seit 14 Tagen bei der Post angestellt und es würde meiner Stellung dort sehr schaden, wenn Sie nicht in ihrer Kritik für die ‚Bohemia‘ gegen die im ‚Prager Tagblatt‘ aufgestellte Ansicht meine nationale Zuverlässigkeit betonen würden. Ich bitte Sie also recht sehr darum, als um einen wichtigen Freundschaftsdienst […] Damit will ich natürlich Ihrem literarischen Werturteil über mein Buch nicht vorgreifen. Nur die menschliche Seite Ihres Urteils wollte ich beeinflussen […]“