Beschreibung
An den Schriftsteller Lutz Weltmann (1901-1967) in London: „Vielen Dank für Ihren Brief und die Kritik, in der Sie so freundschaftlich Ihre Zustimmung zu meinem ‚Master‘ gestaltet haben. Ich bin Ihnen wieder einmal für Ihre verständnisvolle Interpretation sehr verpflichtet! – Was Sie zu Varus brieflich bemerken, ist ein bewußter Anachronismus. Der Judenschlächter und Kreuziger Varus, der 5 v. Chr. In Galiläa wütete, ist aber wirklich im Teutoburger Wald gefallen. Er ist identisch. Doch die ganze Legende von dem Kreuzabnehmenden Später-selbst-Gekreuzigten ist meine freie Dichtung. Und ich halte was von ihrem Symbolgehalt. Auch sonst habe ich viele Anachronismen riskiert, da ich der Meinung bin, daß für den Dichter auch das Frühere wie das Spätere im Strom der Gegenwart lebendig ist […] Das Buch findet viele glänzende Kritiken, […] doch auch scharfe Angriffe beidseitiger orthodoxer Kreise, wie Sie richtig prophezeit haben […] Inzwischen haben Sie hoffentlich auch mein Büchlein ‚Franz Kafka als wegweisende Gestalt‘ […] erhalten? Ich ließ es Ihnen wie auch [Alan] Pryce-Jones zugehen […] Sensationell hat auf mich die Heine-Stelle über Mendelssohn gewirkt. Ist mir ganz neu! Wo kann man die finden? Sie schreiben ‚Ungedrucktes Manuskript aus dem Jahr 1844, aus dem Nachlaß der Kaiserin Elisabeth‘. – Ungedruckt? Also doch gedruckt? Wo kann man sich das beschaffen, wer hat es ediert? […] Mein Buch über Israel-Musik ist hier auch in deutscher Ausgabe erschienen, eine seltene Ausnahme […]“ – Bei der Mendelssohn-Stelle könnte es sich um seine Erwähnung in „Deutschland, ein Wintermärchen“ handeln, zu dem die Kaiserin Elisabeth 4 Blätter des Brouillons besaß (1915 als Faksimiledruck erschienen).