Beschreibung
An ihren späteren Mann Carl Friedrich Zelter. Julie Pappritz war Kammerdame und Begleiterin der Prinzessinnen Friederike (1778-1841) und Luise: „Lieber Zelter! Tausend Dank für Ihren herrlichen Brief den ich Sonnabend erhalten, und der mir unendlich viel Freude gemacht hatt. Halten Sie mir es jetzt zu guthe, wenn ich nicht oft und viel schreibe, und sagen es auch meinen übrigen Freunden, meine Zeit ist jetzt von Arbeiten so ausgefüllt, daß ich schon über 14 Tage keinen Thon gesungen und kein Clavier berührt habe, was mich, wie Sie denken können nicht wenig schmerzt, die Zeiten sind veränderlich und meine Dame wird sehr wunderlich, wovon ich im Vergleich mit den andern wenig erdulde, aber doch genug um ungeduldig zu werden. Ich thue mein mögliches um sie zufrieden zu stellen, aber aber – diesen Monat habe ich so viel zu arbeiten, dass wenn ich für mich allein wäre und diese Arbeit für Geld thäte, ich mehr verdient hätte, als ich bei des Königs Tochter habe, und wäre von all den andren Übel frei, dafür darf und soll sie mir auch den Urlaub nicht versagen, mich einen Tage nach Berlin zu verfügen, welches ich spätestens im Anfang August thun werde und dann will ich mich durch den Umgang von meinem lieben Zelter Trost und Muth hohlen der mir warlich sehr fehlt, recht sehr fehlt! Vielleicht erhasche ich eine Stunde, wo ich Ihnen weitläufiger schreiben kann als heut. | Ich habe gar viel auf dem Herzen Ihnen zu berichten und Ihr Rath thut mir recht nötig. – Codowicki [Daniel Nikolaus Chodowiecki, 1726-1801] war mit seiner Frau gestern bei mir, er sagte mir einen Plan, den er hätte oder vielmehr Sie, zusammen mit Codowickis und der [Sidonie] Voitus [Julies Schwester, 1753-1837] Parthie hier her zu machen, so lieb ich Codo[wicki]s habe, so würde mir es doch unendlich angenehmer sein, wenn Sie allein mit der Frau und der Voitus kommen könnten, und da warten sie noch eine Nachricht von mir ab, vielleicht reisen die Prinzessinen nach Freienwalde [zu ihrer Mutter] weil aus der Mecklenburger Reise nichts wird, und tausendmal besser ists, wenn wir nicht genirt sind, denn sonst schmachte ich wie ein Tantalus nach Euch und genieße nichts, aus mehr als einer Ursach ists mir lieb wenn Codo[wiecki]s nicht mitkommen; wenn Sie also nicht schon Ihr Wort so gegeben haben, daß Sie es nicht zurück nehmen können; dann richten Sie die Sache besser ein. Ihr vorletztes Schreiben, wobei ein hübsches Lied war, und wofür ich Ihnen noch nicht gedankt, weil mein letzter Brief an Sie so geschwind fortging, habe ich durch [Carl Friedrich] Knoblauch [1765-1813] richtig erhalten, mein Dank kömmt spätt aber darum gewiß nicht weniger herzlich und warm. Über Musik habe ich Ihnen Tausend Sachen zu sagen die mir sehr wichtig sind, von der Oper kann ich noch nichts erfahren. | ich werde mir gewiß Mühe geben, nur wage ich aus Ursach nicht geradezu fragen. Wenn Sie mir schreiben, so bitte ich thun Sie es durch Knoblauch. Ich war neulich bei der Prinzeß als er mir Ihren Brief brachte, ich konnte mich nicht lange bei ihm aufhalten, und habe ihm das Geld für die Briefe nicht gegeben, und das möchte ich gern richtig machen. Für [Gustav Friedrich] Habermann [Privatlehrer, 1769-1829] erfolgt eine kleine Arbeit. Beikomm[ende] Muster soll er nach seiner ihm eignen Art, sauber auf grün Papier zeichnen, und es von jeder Seite 7/4 nach unsrer Ehle lang zeichnen, sobald als möglich. Der Voitus habe ich eine Menge Federn geschickt, die ich Habermann gebeten habe zu corrigieren, hatt er es wohl schon gethan? Könnte ich Sie doch nur einmal auf 2 Stunden sprechen, es wäre mir ganz außerordentlich lieb. Ich will auch arbeiten so viel ich nur kann um bald nach Berlin zu kommen. Grüßen Sie meinen allerbesten [Carl Friedrich Christian] Fasch [Gründer der Singakademie, 1736-1800], ich werde mich nächstens bei ihm, mit Feigen, die man hier sehr guth hatt, ins Gedächtnis bringen, auch werde ich mir alle Mühe geben, meinem Freund Zelter keine Kirschsuppe [?], sondern genießbare Sachen zu schiken. Nehmen Sie den Willen für die That, und glauben Sie zum wenigsten, daß kein Mensch Sie mehr lieben und schäzen kann wie ihre Tante Jule. | [Nachschrift:] Rachel Izig [Itzig, 1766-1826] habe ich noch nicht gesehen, da ich den Taag nicht weiß, so muß ich abwarten bis sie mir etwas von sich wissen lässt. Grüßen Sie die Izigschen [Familie des Bankiers Isaak Daniel Itzig, 1723-1799] sonders und meine Voitus und Ihre Frau.“ – „In der Singakademie traf Zelter mit Julie Pappritz wieder zusammen […] Die Kunst wob ein zartes, aber festes Band zwischen beiden, und nachdem Zelters erste Frau am 24. Oktober 1795 gestorben war, führte er im nächsten Jahre [am 1. Mai 1796] Julie Pappritz als Gattin heim.“ (G. R. Kruse, Zelter, S. 25f.).