Beschreibung
An den befreundeten Dirigenten Ferdinand Löwe (1865-1925) in „Wien | I. Gesellschaft der Musikfreunde | Lothringerstr.“, unter anderem wegen des Gesellschaftskonzertes am 2. Dezember 1894, einem „musikalischen Staatsstreich“: „[…] Ich habe inzwischen, da Du so lange mit der Antwort gezögert, an [Eduard] Kremser [Chormeister des Wiener Männergesangvereins; 1838-1914] geschrieben, aber bis dato keine Antwort erhalten. Bitte übermittle mir doch Kremsers Privatadresse – eine Postkarte genügt. Auf sein Schreiben hin ließ ich sofort einen Tretbrief an Schott abgehen, der hoffentlich seine Wirkung nicht verfehlen wird. Neu, wenn auch nicht überraschend, war mir die Kunde von der Aufführung meiner beiden Stücke im Gesellschafts Conzert. Also am 2. Dezember? u. wieder mit Musjöh [Eugen] d’Albert! Vermuthlich auch wiederum in unmittelbarer Nachbarschaft der verbrahmsten Cantate nach dem Gedicht von Otto Ludwig [‚Der Mensch und das Leben‘ für Chor op.14, 1893]? Na, eine nette Gesellschaft – zum Glück ganz unschädlich. Für das […] Conzert hebe mir für alle Fälle einen Sitz auf. Ich hoffe zuversichtlich bis dahin in Wien einzutreffen. Das Conzertbillet brauchst Du mir nicht zuzuschicken; ich werde es persönlich in Empfang nehmen. Hoffentlich ist mein Namensvetter Wilhelm [Wolff, Berliner Schlagerkomponist; 1851-1912] kein Eroberer und läßt auch Andere neben sich bestehen. Immerhin ist die Geschichte recht ergötzlich. Das Wetter hier ist abscheulich, und wenn Regen und Kälte noch länger in dieser Weise andauern werde ich mich kurz resolviren und eines gedachten Tages nach Wien fahren, wohin ich schon längst gehöre. Auf baldiges Wiedersehen und die herzlichsten Grüße auch an [Joseph] Schalk und Mersch […]“ – Das erwähnte Konzert war ein großer Erfolg für Wolf: „Du scheinst von dem musikalischen Staatsstreich, den ich am 2. Dezember im zweiten Gesellschaftskonzerte über die konservative Bande der Herren von der Gesellschaft der Musikfreunde errungen, absolut nichts erfahren zu haben […] An jenem Tage wurde mein Elfenlied aus dem Sommernachtstraum und der Feuerreiter für Chor und Orchester mit großem Erfolg gespielt und von der Kritik fast einstimmig (inclusive Hanslick) anerkannt.“ (Briefe an H. Potpeschnigg, 1923, S. 65f.) – Schloss Matzen gehörte dem Kostümforscher Franz von Lipperheide, der dort viele Künstler beherbergte. Hugo Wolf vollendete dort etwa seine Oper „Der Corregidor“ (erste Aufführung 1896).