Weinheber, Josef, Schriftsteller (1892-1945).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift K[irchstetten], 7. X. 1938, Gr.-4°. 2 Seiten auf 2 Blättern.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Berühmter Brief Weinhebers über Hitler, bereits 1997 (für 2600.- DM) und 2002 bei Zisska & Kistner versteigert. – An den späteren Lektor Hans Rössner: „[…] ‚Wenn nicht doch noch ein Krieg kommt.‘ Du hast die gleiche schreckliche Furcht mitgemacht wie ich. Und Du wirst wohl jetzt wie ich überglücklich darüber sein, daß die Gefahr abgewendet ist. Unser Führer hat uns wieder einmal geholfen. Er ist wohl der größte Mensch, der lebt. Er ist fast schon Gott. Ich mache mir Gedanken um ihn, die kein Sterblicher denkt. Denke an die zwischen Welt der Alten, wo Menschen sichtbar empor gehoben wurden in das [!] Bereich der Götter. Es scheint am Führer alles so klar, und doch ist er und seine Tat ein unendliches Geheimnis. Es hat so lange gebraucht, bis er mich ganz überzeugt hat. Aber auf diese jetzige Überzeugung kann es sich verlassen! Es ist ein triviales Wort: aber ich kann Dir sagen, daß ich jeden Augenblick bereit bin, mein Leben für den Führer hinzugeben. Er ist eine so reine Erscheinung! Ich muß Dir das schreiben, weil mein Stammesressentiment lange gebraucht hat, um sich einfügen zu können. Ich bin und war ja ein ehrlicher Mensch! Ich konnte nicht alles Taggegebene auch sofort verdauen. Aber solche Menschen wie ich sind, einmal überzeugt, verlässlicher als die Mitläufer. Heute kann mir der Führer jede Aufgabe stellen: Ich werde sie erfüllen oder nicht mehr sein. Das hat, an einem neurasthenischen, geistig schwierigen Menschen, kein Staatsmann vorher zu Wege gebracht. ‚Bolschewiken‘ waren wir alle irgendwie. Ich sehe, jetzt, durch die Taten des Führers bedingt, erst unsere Aufgabe kommen. Glaub‘ mir, lieber Freund, daß ich es ernst nehme. Ich liebe die deutsche Sprache wie nichts sonst in der Welt und Du wirst wohl heute schon verstehen, daß ich ihr lebender Exponent bin. Es hat ja vor mir niemand meine Sprache so geliebt wie ich (Auch Grimm nicht, auch Herder nicht). Diese, die ich Dir da zitiere, hatten es noch immer mit Gedanken zu tun, aber ich, weißt du, liebe die Sprache, als Geliebte, als wirkliche, innerliche Geliebte, ach! das kannst du nicht verstehen! – Sprache ist der schönste Körper, den wir Menschen nachzubilden imstande waren. Seine Linienführung kommt geradewegs von Gott. Wenn Du an Deine Sprache glaubst, kann Dir nichts geschehen: denn dann bist Du ‚im Gesetz‘ […]“ – In der Briefausgabe von 1954 gedruckt, jedoch stark gekürzt um die auf Hitler bezüglichen Passagen. Eintragungen der damaligen Herausgeber in Rotstift. – Knickfalten.