Wassermann, Jakob, Schriftsteller (1873-1934).

Eigenh. Manuskript. , Ohne Ort und Jahr [1925], 4°. 2 Seiten auf 2 Blättern.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Die Seiten 5 und 6, nach einem älteren Bleistifteintrag aus seinem 1925 bei S. Fischer erschienenen Roman „Laudin und die Seinen“ (Wilpert-G. 43). In Wassermanns bekannter mikrographischer Schrift (Buchstabenhöhe 1-2 mm): „‚Karl macht mir fast noch mehr Sorge als die Frau‘, gestand Laudin zögernd; ’so was von Versteinerung. Schmerz? nein; was ganz anderes. Ich hab einmal in einer Brandnacht einen Bauern gesehen, dem mit Haus und Hof und Vieh und Stall die ganze Ernte verbrannt war. Die finstere Verzweiflung in seinem Gesicht vergess ich nie. Einen ähnlichen Ausdruck hatte Karl Heimeran heute. Es ging um mehr als um Haus und Hof, von Vieh und Stall nicht zu reden. Aber um die Ernte wirds wohl gegangen sein, denk ich mir, um die ganze Ernte.‘ Er erhob sich. ‚Genug‘, warf er hin, unzufrieden mit seiner Beredtsamkeit; ‚in drei Stunden soll ich schon wieder unterwegs sein.‘ […] ‚Bist du glücklich? bin ich glücklich?‘ fragte Laudin lakonisch und matt. Pia schaute rasch empor. ‚Bist du unglücklich?‘ fragte sie mit dem Erstaunen einer Frau, die Illusionen zusammenstürzen sieht. Laudin lächelte hinter dem Schnurrbart. ‚Ich habe nicht behauptet, dass ich unglücklich bin,‘ sagte er wie beiseite. ‚Momentan bin ich zum Umfallen müde.‘ ‚Müde, wie kann man müde sein‘, gab Pia mit hochgezogenen Brauen zurück. ‚Geh nur schlafen, Robert, wenn du müde bist.‘ Sie blieb dann allein sitzen, bis der Morgen graute.“ – „Wassermann beendete nach knapp sechsmonatiger Arbeit den Roman […] der noch im Oktober des gleichen Jahres erschien und von dem in kürzester Zeit 30.000 Exemplare verkauft wurden. Weil im Roman verschiedene Konstellationen von Ehe und Familie durchgespielt werden, wurde der ‚Laudin‘-Roman als literarische Versuchsanordnung moderner Ehekonzepte rezipiert […] Der allseits geachtete Wiener Rechtsanwalt Dr. Laudin gerät bei der Wahrnehmung eines Mandats in den Kreis dubioser Schauspieler und Tagediebe.“ (Kraft, Wassermann, S. 181 f.). – Prosamanuskripte von Wassermann sind von allergrößter Seltenheit. – Gut erhalten.