Wagner – Richter, Hans, Dirigent (1843-1916).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Ohne Ort und Jahr [Wien, ca. 20. V. 1870], Gr.-Fol. 4 Seiten. Doppelblatt.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Sehr ausführlicher Brief an Richard Wagner in Luzern mit Geburtstagswünschen: „Hochverehrter Meister! Wo soll ich die Worte finden, die auszudrücken im Stande wären, was ich für Sie fühle? – Mit gewöhnlichen Gratulationsworten ist nichts gesagt, denn eigentlich müssen wir uns, ja die ganze Welt sich gratulieren, dass Sie, grosser Meister, unter uns leben; und wie es die vielen Freunde und Anhänger jetzt schon thun, so wird bald die ganze Welt den 22ten May 1813 als den ersten Tag einer, neuen wahrhaft gigantisch grossen Zeit feiern. Ich sage nichts weiter, als: mein ganzes Leben gehört Ihnen, hochverehrter Meister! […]“ Über die Sänger Franz Betz und Reinhard Hallwachs und dessen zweifelhafte Lebensführung. „[…] Bei der jetzigen Dilettanten-Protections-Wirtschaft in München aber bekommt er wenig oder nichts zu thun, hingegen Herr Grandauer Alles. Dr. Grandauer hat auch die ‚Walkyre‘ (laut Zeitungsbericht) in Scene zu setzten und Herr Wüllner wird dirigiren. Trotz dieser homöopatischen Verdünnung des grossen Werkes und seiner Aufführung werde ich nach München fahren. Von Wien werden viele mit mir gehen […] Indessen habe ich hier noch einer zweiten ‚Meistersinger‘-Aufführung beigewohnt, die von Seite ‚Beckmesser’s‘ einen erfreulichen Fortschritt bekundete […] Vor wenigen Tagen war ich bei Dr. Standhartner […] geladen; da wurde sehr viel aus ‚Rheingold‘ und ‚Walküre‘ gespielt und gesungen […] Auch die Striche aus den ‚Meistersingern‘ wurden in diesem Familienkreise nachgeholt, und deren Vorhandensein in der Oper bedauert und verwünscht […]“ Am Schluß mit der Bitte um die Aufführungserlaubnis des Huldigungsmarsches (von 1864, Fassung für Militärmusik) für den „Kapellmeister der hiesigen Militair-Musik“: Die Partitur werde er selbst kopieren, „so dass sie weder aus dem Hause kommt, noch dass irgend ein Unfall damit geschieht. Alle Ihre Verehrer würden sehr dankbar für diese Bereicherung des wahren Kunstgenuss bietenden Programm’s sein […]“ – Richard Wagners hat Richters ausführlichen Brief durch seine Briefe aus Luzern vom 24., 25., 26. und 30. Mai 1870 beantwortet (vgl. Briefe an Hans Richter, 1924, Nrn. 30-33, S. 60-67). Cosima Wagner erwähnt unseren Brief in ihrem Tagebucheintrag zum 22. Mai 1870. – Leichte Altersspuren.