Beschreibung
Möglicherweise an den Pianisten Karl Klindworth (1830-1916). Glasenapp dankt für die Übersendung eines Briefes von Richard Wagner aus Zürich vom 3. November 1855 an Léonie Praeger, die Ehefrau von Ferdinand Praeger (WBV 1760; Altmann 910; Sämtl. Briefe VII, S. 304 ff.): „Seien Sie herzlichst für die bereitete Freunde und Überraschung bedankt: mit welchen Gefühlen ich […] das wundervolle Dokument eröffnete, habe ich Ihnen nicht erst zu schildern. Malen Sie sich die Empfindungen aus, mit denen wir zunächst eine Weile noch dem uneröffneten Geheimniß, dem Couvert gegenüber saßen, dem vergilbten Papier, den verblaßten Schriftzügen der Adresse, z. B. denen des ‚London‘; welche Kraft und Zartheit liegt nicht in diesen blaßen Schriftzügen, welcher Schwung und welche Sicherheit, – ich muß dabei immer an die ’spanischen Granden‘ Liszt’s denken, die den gleichen Eindruck davon empfangen. Und nun das Schriftstück selbst, mit seiner durchaus musikalischen Wirkung: ein wundervolles Phantasiespiel, ein ‚indisches Märchen‘, durch reizvollsten Scherz entzückend, bei aller tiefen Melancholie als Grundton; wie ein geschliffener Diamant in allen Farben strahlend und seine funkelnden blitzenden Strahlen tief in unser Innerstes dringen lassend, um dort Weh‘ und Wonne zugleich zu wecken. Welch mächtiges künstlerisches Gestalten waltet auch in diesem kleinen Phantasiestück [gemeint ist Wagners geplante Buddha-Oper ‚Die Sieger‘]! […]“ Glasenapp habe ein Kopie in Schönschrift zum Haus Wahnfried geschickt. Weiter über seine Anstrengungen, Kopien von Briefen aus dem Wagner-Kreis für Wahnfried zu sammeln, etwa von Ferdinand und Leonie Praeger, Prosper und Charlotte Sainton, dem Freiherrn von Meysenbug, Hermann Levi, Feustel, Wolzogen sowie seine eigenen Briefe: „Eben bin ich in lebhaftesten Bemühungen um die gänzlich verschollenen wichtigen Briefe an die Schröder-Devrient; Herr v. Leeb, deren späterer Gemahl, ist nicht leicht zu behandeln, da er sich nur ungern dieser Ehe erinern soll […] der ganze Nachlaß seiner Frau sei zu biographischen Zwecken in den Besitz der Dresdener Schriftstellerin, Frau [Claire] v. Glümer [1825-1906] übergegangen […]“ Cosima Wagner habe den Bildhauer Gustav Adolph Kietz mit Skizzen zu Tannhäuser beauftragt. Glasenapp nutzt auch die anfangs freigelassenen Briefränder zum Beenden des Briefes. – Glasenapps Lebenswerk ist seine sechsbändige Wagner-Biographie (1911). Sein Nachlass bildet den Grundstock des heutigen Richard-Wagner-Museums. Der erwähnte Wagner-Brief wurde übrigens zuletzt im Dezember 2007 durch Sotheby’s versteigert. – Gut erhalten. – Quelle ersten Ranges für die Wagnerforschung.