Schnitzler, Arthur, Schriftsteller (1862-1931).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Wien, 9. XII. 1901, Gr.-8°. 7 Seiten. Doppelblätter.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An Maximilian Harden: „[…] ich bin beinahe erschrocken, als mir Herr Bauer neulich erzählte, Sie glaubten, ich sei Ihnen ‚bös‘, weil Ihnen irgendwelche von meinen Sachen misfallen haben. Von solcher Kleinlichkeit weiß ich mich wirklich ziemlich frei. Übrigens glaube ich, daß Sie mich nur ein einziges Mal – wie heißt das schöne Wort! – verrissen haben. Anlässlich der Liebelei sagten Sie in der Zukunft einige ganz freundliche Worte. Gegen das ‚Vermächtnis‘ kann Ihre Antipathie nicht lebhafter sein als die meine. Und bei mir kommt noch dazu, daß ich die Empfindung hatte (und habe), hier ist ein gutes Material in ärgerlichster Weise verhauen. Während der Generalprobe in Berlin fiel mir plötzlich ein, wie das Stück eigentlich zu machen gewesen wäre. Ich sagte damals zu Brahm: ‚Wenn man ein anständiger Mensch wäre, müsste man das Stück eigentlich noch jetzt zurückziehen.‘ – Aber man ist eben kein anständiger Mensch, sondern ein ‚Theaterdichter‘ und hofft bis zum letzten Moment, daß der Betrug gelingen könnte. Daß Ihnen an der Beatrice so viel gefällt freut mich ganz besonders. Sie können sich denken, wie gern ich dieses Stück aufgeführt gesehen hätte – gerade am Burgtheater […] Dem Berliner Hoftheater war es eingereicht – aber man hat mir nicht geantwortet (außer, ganz am Anfang, paar vertröstende Zeilen.) So hab ich nur eine gut gemeinte Aufführung in Breslau gesehen – die mir, mit all ihren Mängeln, bewiesen hat, daß die Beatrice bei guter Darstellung auf der Bühne sicher Wirkung machen müsste. – Sie finden, daß in der Beatrice das erste Mal meine Persönlichkeit durchschimmere – das kann ich nicht beurtheilen. Aber ich glaube, daß ich seit meinen Kinder- und Jünglingsjahren nie wieder mit solcher Freude an irgendwas gearbeitet habe. In jenen fernen Jahren hab ich nemlich, ‚gesungen wie der Vogel singt‘ – ein Stück nach dem andern – nachempfunden, sozusagen die ganze Literaturgeschichte an meinem eigenen Leib erlebt. Dann, später, viel später kam die Zeit, in der ich die sogenannte ‚Eigenart‘ entdeckte – das, in was einen die Leute einsperren möchten […] Im übrigen will ich Ihnen auch nicht verschweigen, da mir außer der Beatrice auch der [grüne] Kakadu, Bertha Garlan, und ein kleines Buch sympathisch sind, (welch letzteres ich Ihnen heute noch schicken werde); – und auch zwei von den Einaktern, die nächstens in Berlin dran kommen […]“