Roth, Joseph, Schriftsteller (1894-1939).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Paris, 8. X. 1931, 8° (21,2 x 13,5 cm). 1 Seite. Liniertes Papier.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An seinen Verleger Fritz Helmut Landshoff vom Gustav Kiepenheuer Verlag, über finanzielle Schwierigkeiten während der Arbeit am „Radetzkymarsch“: „[…] entschuldigen Sie die Zumutung, die ich an Ihre Liebenswürdigkeit und Geduld stelle. Aber [Walter] Landauer hat mir die Versicherung gegeben, daß ich mich an Sie wenden darf, ohne Sie böse zu machen. – Soeben habe ich etwa 145 Mark erhalten. Ich hätte sie gestern, laut abgemachtem Termin, bekommen sollen. Sind das nun: der Rest der steckengebliebenen 250, oder eine Anzahlung auf die 250 dieser Woche und habe ich also noch 100 Mark oder noch ganze 250 zu erwarten? Denn Sie wissen, daß 250 auf der Post verloren gegangen waren, daß Landauer mir 100 also derer [?] à conto geschickt hat und daß ich außerdem 250 diese Woche zu bekommen hatte. Darf ich Sie bitten, mir darauf zu antworten, für den Fall, daß Sie es nicht bereits in einem Brief erklärt hätten, der dann also unterwegs wäre? Ferner sind am Mittwoch, den 14. 500 fällig. Das hieße, daß ich sie an diesem Tage zu erhalten hätte, nicht, daß sie an diesem Tage abzusenden wären. Für die Eventualität, daß durch irgendeine der Verfügungen Geldsendungen an eine Person unmöglich wären, bitte ich die Sendungen zu teilen: für mich und Benno Reifenberg, 5. place du Panthéon, Paris V. Ich wäre Ihnen für eine freundliche genaue Antwort sehr dankbar; wie ich überhaupt so ohne Auskunft aus D[eu]tschl[an]d und über Ihr geschäftliches Befinden ziemlich ratlos bin. Ihr persönliches hoffe ich durch die Politik nicht tangiert. Ein Wort darüber (und über Kesten) würde mich sehr freuen. Entschuldigen Sie bitte! […]“ – Joseph Roth war Anfang der Dreissiger Jahre freier Mitarbeiter der Frankfurter Zeitung und anderer Periodica und pendelte zwischen Deutschland und Paris. Parallel dazu schrieb er an seinem Hauptwerk „Radetzkymarsch“. Trotz der vielfältigen Arbeiten war seine finanzielle Lage zeitlebens prekär, besonders im Herbst und Winter 1931 während der engen Bindung an Andrea Manga Bell, die zwei schulpflichtige Kinder zu versorgen hatte. Fritz Landshoff, Walter Landauer und Hermann Kesten waren die bestimmenden Personen im Gustav Kiepenheuer Verlag. Nach der Schließung des Verlages emigrierten sie 1933 nach Holland bzw. Frankreich. Zuvor erschien bei Kiepenheuer 1932 die erste Buchausgabe des „Radetzkymarsch“. Benno Reifenberg war Pariser Korrespondent der Frankfurter Zeitung, die „Radetzkymarsch“ von April bis Juli 1932 als Vorabdruck veröffentlichte. – Ungedruckt; nicht in der Briefausgabe von Kesten (1970). – Vgl. Sternburg, J. Roth, S. 357-60 und 387-90. – Minimale Randläsuren und Knickfalten. – Selten.