Rilke, Rainer Maria, Schriftsteller (1875-1926).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „RM Rilke“. Paris, Hotel Foyot, 33, rue de Tournon, 30. III [1925], Kl.-4°. 2 Seiten. Doppelblatt. Bläuliches Papier.

Nicht vorrätig

Beschreibung

In französischer Sprache an Paul d’Estournelles de Constant (den Sohn des Friedensnobelpreisträgers) und dessen Frau, mit denen sich Rilke für den folgenden Nachmittag in einem russischen Teehaus verabredet hat: „[…] ce matin, en faisant retenir notre table pour demain, j’ai verifié encore le numéro de la rue de Berci où se trouve le charmant Thé russe pour vous épargner toute incertitude et recherche: c’est bien au 38; on traverse un magasin russe dont les devantures sont peintes en bleu. En entrant servez-vous de mon nom pour être conduit à notre table qui se trouve au fond, dans un coin à coté de la musique. J’y serai à partir de 4 h 1/4 et je me réjouis infiniment d’y attendre Madame d’Estournelles et vous-même. Les Marionnettes revivront, paraît-il, prochainement; j’en ai tout de suite averti Madame [Jeanne-Renée] Dubost. À demain! […]“ – Rilke weilte von Januar bis August 1925 im Pariser Hotel Foyot (1937 abgerissen). „Diese Monate waren für ihn von neu erwecktem Interesse für alles Russische geprägt […] Zu den wichtigsten Erlebnissen […] gehören auch seine Bekanntschaft und sein Umgang mit Julia Leonidowna Ssasonowa [auch Sazonowa]-Slonimskaja [1884-1957] und mit dem von ihr in Paris gegründeten Marionetten-Theater.“ (Konstantin Asadowski, Rilke und Rußland: neue Aspekte, in: Rilke, ein europäischer Dichter aus Prag, hrsg. von Peter Demetz. 1998, S. 109 ff.). Rilkes Interesse für das Marionettentheater ist vielfach bezeugt. Bereits 1907 schrieb er sein Gedicht „Marionetten-Theater“ und 1914 seinen einfühlsamen Essay „Puppen“. Julia Ssasanowa hat Erinnerungen hinterlassen, die über ihre Beziehung zu Rilke und dessen Begeisterung für ihre Marionetten näher Auskunft geben: „Ich erinnere, wie er uns einmal nach einer Puppentheaterprobe in ein russisches Teehaus entführte“ (ebda. S. 112). Rilke besaß auch Zeichnungen dieser russischen Marionetten. – Vgl. auch Schnack, Rilke-Chronik S. 973. – Mehrfach gefaltet und leicht knittrig (wohl durch Rohrpostversand). Bei der Mittelfalte gering gebräunt. – Unbekannt und unveröffentlicht.