Beschreibung
In französischer Sprache an Paul d’Estournelles de Constant (den Sohn des Friedensnobelpreisträgers) und dessen Frau, mit denen sich Rilke für den folgenden Nachmittag in einem russischen Teehaus verabredet hat: „[…] ce matin, en faisant retenir notre table pour demain, j’ai verifié encore le numéro de la rue de Berci où se trouve le charmant Thé russe pour vous épargner toute incertitude et recherche: c’est bien au 38; on traverse un magasin russe dont les devantures sont peintes en bleu. En entrant servez-vous de mon nom pour être conduit à notre table qui se trouve au fond, dans un coin à coté de la musique. J’y serai à partir de 4 h 1/4 et je me réjouis infiniment d’y attendre Madame d’Estournelles et vous-même. Les Marionnettes revivront, paraît-il, prochainement; j’en ai tout de suite averti Madame [Jeanne-Renée] Dubost. À demain! […]“ – Rilke weilte von Januar bis August 1925 im Pariser Hotel Foyot (1937 abgerissen). „Diese Monate waren für ihn von neu erwecktem Interesse für alles Russische geprägt […] Zu den wichtigsten Erlebnissen […] gehören auch seine Bekanntschaft und sein Umgang mit Julia Leonidowna Ssasonowa [auch Sazonowa]-Slonimskaja [1884-1957] und mit dem von ihr in Paris gegründeten Marionetten-Theater.“ (Konstantin Asadowski, Rilke und Rußland: neue Aspekte, in: Rilke, ein europäischer Dichter aus Prag, hrsg. von Peter Demetz. 1998, S. 109 ff.). Rilkes Interesse für das Marionettentheater ist vielfach bezeugt. Bereits 1907 schrieb er sein Gedicht „Marionetten-Theater“ und 1914 seinen einfühlsamen Essay „Puppen“. Julia Ssasanowa hat Erinnerungen hinterlassen, die über ihre Beziehung zu Rilke und dessen Begeisterung für ihre Marionetten näher Auskunft geben: „Ich erinnere, wie er uns einmal nach einer Puppentheaterprobe in ein russisches Teehaus entführte“ (ebda. S. 112). Rilke besaß auch Zeichnungen dieser russischen Marionetten. – Vgl. auch Schnack, Rilke-Chronik S. 973. – Mehrfach gefaltet und leicht knittrig (wohl durch Rohrpostversand). Bei der Mittelfalte gering gebräunt. – Unbekannt und unveröffentlicht.