Beschreibung
An Maximilian Harden als Antwort auf dessen Brief vom 8. Februar: „[…] ist es unbescheiden, wenn ich Sie doch um den Raum im Notizbuch [Rubrik in der ‚Zukunft‘], welchen Sie ermöglichen wollten, – bitte? Ich habe zunächst diese zwei Gründe dafür: Ich würde den Brief, der, sozusagen, aus einem persönlichen Leiden gekommen ist, nicht jemanden fremden geben. (Zu ‚Zeit‘ und ‚Fackel‘ habe ich nur ganz oberflächliche Beziehungen, zur ‚Wage‘ keine.) Ferner, zugegeben, daß der Fall in Deutschland wenig bekannt ist, – weiß ich doch andererseits aus Erfahrung, daß die ‚Zukunft‘ in Oesterreich mindestens ebenso viel gelesen wird wie Zeit, Wage und Fackel, und daß ihre Stimme mehr gilt als die der einheimischen Blätter. Deshalb also lege ich Ihnen […] den Brief nochmals vor und bitte Sie, ihm den in Aussicht gestellten Raum zu schaffen. Ich bin Ihnen sehr dankbar für dieses Entgegenkommen; das Verschweigen dieser ungerechten Sache drückte mich wie eine Lüge. Wenn ich der Zukunft eine Weile lang nichts geschickt habe, so kommt dies daher weil ich nichts habe. Ich bin seit lange und für lange in großen Übersetzungen aus dem Russischen [vgl. ‚Briefe zur Politik‘, S. 515]. Und Sie müssen bald wieder an die Weichsel [um eine Festungshaft anzutreten]? Wollen Sie in diese ausgeschalteten Tage mein Buch ‚Vom lieben Gott [und anderes‘, Berlin und Leipzig 1900] mitnehmen? Ich sende es Ihnen in diesen Tagen zu. – Frau Lou Andreas werde ich an die ‚Zukunft‘ erinnern. Ich glaube sie hat aber momentan nichts und ist auch tief in Arbeit […]“ – Druck (mit Abweichung: unangenehmen]ungerechten; sowie fehlerhafter Standortangabe) in „Briefe zur Politik“ unter Nr. 10. Um den 1. Februar 1901 schrieb Rilke den „Offenen Brief an Maximilian Harden“ (ebenda Nr. 11), in dem er sich gegen das Wiener Todesurteil für den Kindesmörder Joseph Ott wendet. Er nahm Anstoß an der summarischen Verhandlungsführung und machte den sozialen Hintergrund der Tat genau klar. Der Artikel, der am 23. Februar 1901 (Jg. IX, H. 21) in der „Zukunft“ erschien, wurde von Rilke noch 1921 als „geradezu wertvoll“ bezeichnet (Schnack, S. 120; SW V, 482-92). – Leichter Fleck bei der Knickfalte.