Beschreibung
An den Malerkollegen Wilhelm Steinhausen mit Dank für ein Holzschnittwerk und sein Weihnachtsbuch („Die Geschichte von der Geburt unseres Herrn Jesus Christus“, 1872) sowie über sein Unwohlsein: „[…] Bild u. Dichtung stimmt in Stil u. Auffassung vortrefflich zusammen, u. man sieht beiden an, daß Sie recht aus den Innersten gekommen sind. Und das bleibt immer eine Hauptsache! Mit der Ausführung der Holzschnittes […] könnten Sie auch recht zufrieden sein, er ist fast durchgängig recht wirkungsvoll herausgekommen […] In München werden Sie gewiß die Bilder aus der Boisseréschen Sammlung [in der heutigen Alten Pinakothek] mit besonderen Interesse und Freuden studieren, namentlich die herrlichen Memmlings. In einigen Wochen gedenke ich wieder nach Loschwitz zu gehen. Ich sehne mich recht sehr nach der ländlichen Stille, denn das Toben u. Treiben der anwachsenden Stadt wird immer widerwärtiger, alles dreht sich um Geldschwindel, Wohnungsnoth, u. Theuerung; u. wenn man durch die Straßen geht so findet man auffallend stark zwei Menschenklassen vertreten: di[c]ke breite, rothe ‚Gründergesichter‘ u. bleiche, magere, verarmte Gestalten, denen die Noth des Lebens an die Stirn geschrieben steht […] Möge es Ihnen recht wohl ergehen, u. Sie volle Freude u. einige Befriedigung in Ihrer Kunst finden. Volle Befriedigung dürfen wir kaum wünschen, weil es nur ein Zeichen wäre, daß wir unser Ziel zu niedrig geste[c]kt hätten. Das Streben würde damit aufhören […]“ – Kleine Einrisse in den Knickfalten teils alt hinterlegt.