Beschreibung
Sehr inhaltsreiche Brieffolge an den Kunstverleger Carl Laszlo (1923-2013) in Basel, u. a. über die Vorbereitungen zu dem Sammelwerk „La Lune en Rodage“. – I. (30. X. 1957): „Hier die Kopien der Gedichte […] Wegen der Beilage für die verrostete Blechschachtel: Ich sprach mit Fedier. Dieser sagte Du wolltest keine Holzschnitte. Stimmt’s? Also was? Ein hübscher sehr flacher Ziegel (kenne eine Dame mit Brennofen) mit bedeutungsvoller aber bis jetzt noch nicht entzifferter Inschrift? Oder ein hübsch bemaltes Gipssouvenir? […] Beiliegend mein erster Holzschnitt (ich bitte Dich, ihn als ‚kostbaren Fehldruck‘, mit misslungenen Versuchen für Zweifarbigkeit, anzusehen) […] Ich hatte niemand um mich dieses Metier zu lehren […]“ – II. (Paris, 14. XI. 1957): Über ein Manuskript von Péret: „Heut Mittag werde ich Berggruen treffen. Werde schauen was da zu machen ist. Samstag Mandiargues. Auch M[ax] Ernst traf ich und er erklärte sich bereit etwas reproduzieren zu lassen […] Ich finde die Blechkiste immer noch besser als die Zeitungspapier-idee […]“ – III. (21. XI. 1957): „Du musst Dich entscheiden, ob Du die ganze Sache für den ‚Schweizer Hausgebrauch‘ oder ‚ganz gross‘ machen willst […] Bolliger ist in jedem Falle eine ganz wichtige Aquisition […]“ – IV. (26. XI. 1957): „Also: von Péret habe ich selbst ein schönes Gedicht, handgeschrieben […] Mit Mandiargues habe ich auch gesprochen. Er ist bereit etwas drucken zu lassen […] Max Ernst erklärte sich bereit etwas zu machen […] Von Berggruen habe ich diesmal nichts erreicht […] Als ich von Péret von der Sache sprach sass Breton daneben. Ich sagte so nebenher zu ihm: Ich spreche Ihnen nicht von der Angelegenheit, weil ich weiss dass Sie sehr viel zu tun haben […] Eine Mappe oder Schachtel, deren Inhalt aus kostbaren Blättern besteht […] eine solche Mappe […] darf nicht mit Makulatur, bedruckter oder unbedruckter überzogen sein. Sie muss, wenn auch einfach, eine gute Arbeit sein […] Ich glaube dass es schöner wäre wenn die Blätter ungebunden in der Schachtel lägen […] Oder z. B. in langhaarigen grünen Plüschstoff gebunden […] Oder: Auf das uni Papier mit Schablone aufgespritzt, von befreundetem Maler oder Graphiker, dass es nicht zu teuer kommt: Auf hellfärbigem Grund ist in weiss gespritzt ein Teller, in grau Gabel und Löffel, in die Mitte ein Klecks Leim auf den farbige Papierschnitzel geworfen werden [Zeichnung] auf meiner Zeichnung siehts nach nichts aus, aber das wäre sehr gut […]“ Sodann wegen einer Bühnendekoration für Ionesco. – V. (11. XII. 1957): „Lang war ich z. B. nur von den frühen Kandinskys ‚berührt‘, die späteren fand ich ‚abstrakt‘, aber im ‚kalten‘ Sinn. Erst in den letzten Jahren spüre ich den Sinn und den tiefen Zauber die sie enthalten. Überhaupt: gegen was sind wir? Gegen Kunst die ohne Geist ist […] Was die ‚Glaubenskämpfe‘ wegen Freud oder Jung angeht so wollen wir sie ruhen lassen […] Und etwas geht vor in der Welt was in der ganzen Auswirkung erst in den nächsten 2.500 Jahren sichtbar werden wird, das ist dass ‚das Weibliche‘ (im Mann und in der Frau) in Verwandlung begriffen ist […] Diese Idee ist mir schon lange gekommen […] Abgesehen von all dem: der Rationalismus treibt hohe und höhere Wellen. Wenn wir nicht alle darin umkommen, so würde es mich sehr wundern wenn nicht in den nächsten 50-100 Jahren eine Gegenbewegung einsetzt […]“ – VI. (17. II. 1958): Spricht sich vehement gegen Laszlos 1958 in seiner Zeitschrift „Panderma. Revue de la fin du monde“ gedrucktes „Manifest gegen den Avantgardismus“ aus. – VII. (26. V. 1960; Karte): „Ich habe gehört, die ‚Lune en Rodage‘ sei herausgekommen […]“ – VIII. (29. XII. 1960): Über ein „Luxusfestival“, das fälschlich unter ihrem Namen angekündigt wurde. – Gut erhalten. Beiliegend Durchschläge von 4 Gegenbriefen. – Sehr selten.