Nicolai, Friedrich, Schriftsteller und Verleger (1733-1811).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Berlin, 2. I. 1770, 8°. 2 1/2 Seiten. Doppelblatt mit Adresse und Siegelausriß.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An den Mediziner Johann Karl Wilhelm Moehsen (1722-1795) aus dem Kreis der Berliner Aufklärung: „Des Herrn D. Moehsen Wohlgeb[oren]: habe ich die Ehre, den Extract meiner Collect[aneen] aus dem k. Archiv; die bewußte lippoltsche Sache betreffend, anbey zu übersenden […]“ – Lippold Ben Chluchim (1530-1573), Hoffaktor und Münzmeister von Kurfürst Joachim II. Hektor von Brandenburg, war 1573 des Giftmordes am Kurfürsten beschuldigt und hingerichtet worden. – Nicolai versucht, den Ereignissen durch Exzerpte aus Quellen nachzuspüren: „1567. ward auf ch[ur]f[ürstlichen] Befehl, ein Einfall bey 18 Bürgern in Berlin vorgenommen, alles visitirt, das vorräthige Gold Silber u. Münze weggenommen, und zum Theil an Lippolt […] geliefert. Deren Vorrath von Waaren und unbewegliche Güter wurden auch aufgezeichnet. Die original Protocolle liegen im k. Archiv […] Die Ursach, warum dieses geschehen, ist nicht bekannt, wäre aber wohl werth untersucht zu werden. Der Haß des Gemeinen Mannes gegen Lippolt, ist vermuthl. auch durch diese Begebenheit verursacht worden […] In eben dem Paket […] liegen verschiedene Acten von der Untersuchung der Schulden des Rathauses. Um diese Zeit kommt in den Verzeichnissen der Rathspersonen offt, Georg Scholle, Apotheker, als Rathsherr vor, der von 1586 an, auch offt Bürgermeister gewesen ist. Haftitius […] meldet, daß das hohe Spiel angegangen, da die Stadt-Junker und Mercanten an 1000 [Taler] auf einen Satz verspielet, und daher Geld auf Zinsen nehmen müssen, allerhand Practiken angefangen, und zuletzt an den Bettelstab gerathen. Hieraus kann zum Theil mit entstanden seyn, daß sie ihre Kleinodien bey Lippolt u. a. versetzt haben.“ – Wilhelm Moehsen, der Leibarzt Friedrichs des Großen, arbeitete das Justizverbrechen an Lippold auf und wies nach, dass Lippold zwar die Zwangsmaßnahmen des Kurfürsten gegen die märkischen Kaufleute durchgeführt hatte, aber am Tod des Kurfürsten in keiner Weise beteiligt war. Er fand Originalurkunden zu Joachims Tod, die einhellig einen Ausfluss am Fuße in Kombination mit einer plötzlichen Erkältung als Todesursache nennen und so den Vorwurf des Giftmordes widerlegen. – Eigenhändige Briefe von Nicolai sind nicht häufig.