Naumann, Johann Gottlieb, Komponist und Kapellmeister (1741-1801).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Dresden, 26. XII. 1800, 8°. 2 Seiten. Doppelblatt.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An einen Herrn Doktor mit zwei Stücken Musik: „[…] Die Partitur vom Pilger Gesang [‚I pellegrini al sepolcro‘ nach P. Metastasio; 1798] bleibt Ihnen, u: Sie würden Deutschland vielleicht kein unangenehmes Geschenk machen wenn er im deutschen Gewand erschiene! – Den 103ten Psalm [‚Lobe den Herrn, meine Seele‘] erbitt‘ ich mir, nach beliebigem Gebrauch wieder zurück; doch erlaub‘ ich gern, Abschrift von der Partitur zu nehmen, falls Sie dieselbe in Ihrer Sammlung eines Plätzchens würdig finden! Es ist zwar dieses Werk eine meiner älteren Arbeiten u: bei weitem nicht so ausgearbeitet u: vollendet als das Vater Unser mit dem es zugleich aufgeführt wurde; allein es machte bei der Aufführung, beim größeren Haufen (aufs Volck) fast mehr Eindruck u: Wirkung als jenes. Vielleicht ist die Ursache, weil fast jedermann diesen Psalm wegen der schönen Sprüche die er enthält, in der Schule gelernt u: auswendig weiß. – Bei weniger Beschäftigung als in dieser Zeit, behalt‘ ich mir vor Ihr letztes Schreiben ausführlicher zu beantworten; einstweilen dank‘ ich nur für die schönen Texte, besonders den auf das Graunsche Te Deum […] in Eile.“ – Nach seinem Debüt als Opernkomponist 1763 in Venedig kam Naumann auf Empfehlung Hasses als Zweiter Kirchenkompositeur an den Dresdner Hof und wurde 1765 Kammerkompositeur und 1776 kurfürstlicher Kapellmeister. Neben Opern schuf er vor allem kirchenmusikalische Werke. – „Aus den letzten Jahren sind die Auff. des ‚Vater Unser‘ nach Klopstock unter Naumann mit Massenbesetzung in der Neustädter Kirche in Dresden 1799 zu nennen […] Naumann, die zentrale Gestalt des mus. Dresden in der Zeit zwischen Hasse einerseits und dem Auftreten Paers und Webers andrerseits, war zugleich eine der angesehensten Persönlichkeiten des europ. Musiklebens am Ende des 18. Jh. überhaupt.“ (MGG IX, 1289 ff.).