Müller, Wilhelm (gen. „Griechen-Müller“), Schriftsteller und Bibliothekar in Dessau (1794-1827).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Berlin, 12. III. ohne Jahr [1817], 8°. 2 Seiten.

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Beschreibung

An den Herausgeber des „Frauentaschenbuchs“, Friedrich de la Motte Fouqué: „Ew. Hoch u. Wohlgeboren erhalten hiebei […] einige neue Beiträge zum Frauentaschenbuch, um aus den vom vorigen Jahre zurückgebliebenen u. den jetzigen sich auszuwählen, was Ihnen am passendsten scheint. Von den alten Beiträgen möchte ich das Lied: Die Dorfkirche, nicht gern gedruckt haben. Es ist sehr unreif. Sie können es zerreissen. Von den übrigen ist mir das Lied: Abendreihn überschrieben, das liebste. In Bezug auf die altdeutsche Alliteration schicke ich Ihnen hier eine Stelle aus Aventinus Bayrischer Chronik mit, die ich vor einigen Tagen aufgefunden habe […] ‚Wir haben noch zwei gemeine Sprichwort […] und eine ganze teutsche Historie mit Reimen und schlecht ohne Reime, doch nach poetischer Art und der Alten Brauch beschrieben.‘ Ich weiß nicht, wie diese Stelle anders zu erklären ist, als auf alliterirende Verse bezogen! […]“ – Müller widmete sich ab 1812 in Berlin philosophischen und historischen Studien. Nach den Freiheitskriegen nahm er 1815 seine Studien wieder auf, die er 1817 in Berlin abschloß. In seiner Studienzeit zeigte sich seine gesellige Natur: Er verkehrte in wissenschaftlichen und Künstlerkreisen, war Mitgied der Berlinischen Gesellschaft für deutsche Sprache und Gast vornehmer Salons. Umgang pflegte er u. a. mit Arnim, Brentano, Fouqué, Tiedge, Solger, Jahn und Tieck. – Das erwähnte Gedicht „Abendreihn“ („Guten Abend, lieber Mondenschein, | Wie blickst mir so traulich in Herz hinein […]“) erschien nicht in Fouqués „Frauentaschenbuch“, sondern unter der Rubrik „Reiselieder“ in „Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten“ (Bd. I; November 1820). Es wurde u. a. von Kretzschmer, Draeseke, Grädener, Fanny Mendelssohn-Hensel und Max Reger vertont. Der Hinweis auf den Stabreim steht in Zusammenhang mit Müllers Beschäftigung mir der mittelalterlichen deutschen Dichtung, zu der er von Zeune, Tieck und Fouqué angeregt wurde. – Müllers Gedichte wurden im gesamten 19. Jahrhundert häufig vertont (u. a. von Schubert) und nahmen Volksliedcharakter an, etwa „Der Lindenbaum“ und „Das Wandern ist des Müllers Lust“. Er gilt als Hauptvertreter des deutschen literarischen Philhellenismus. – Gering gebräunt.