Beschreibung
Aus den diversen Gastspielorten an den Schauspieler George Sievers in Wien, der für Mitterwurzer allerlei Hilfsdienste ausführte. Die Briefe berühren die Besorgung von Textbüchern, die Lancierung von Artikeln in Zeitungen, Botengänge, die Beschaffung von Photos und überhaupt Nachrichten aus der Wiener Theaterszene. – (Bremen, 17. X. 1885) „[…] Gestern, an meinem Geburtstage habe ich hier zum 4. und letzten Male gespielt […] und gute Geschäfte gemacht, glänzendste Aufnahme gefunden. Am 21. Mittwoch, fahre ich von Bremerhafen mit der ‚Elbe‘ nach New York […] lanciren Sie, wenn möglich eine Notiz über das Bremer Gastspiel in die Zeitung – (neue freie Presse) […]“ – (New York, 12. XI. 1885) „[…] New York macht einen großen, gewaltigen ja entsetzlichen Eindruck – ich finde kein besseres Wort um all die Empfindungen in ein Wort zusammenzufassen. Die Theater d. h. die englischen sind wundervoll hergerichtet – Alle – und die Spielweise hebt sich vortheilhaft von der deutschen ab – sie ist ernst – eine ernste Geschäftsarbeit – keine Wurstelei. Das deutsche Theater ist leidlicher und liegt in Mariahilf um die Gegend zu bezeichnen […] Ich spiele schon 8 Tage früher im Star-Theater (englisches Theater) ein sehr schönes Haus […] Mir geht es sonst gut. Das Essen bekommt mir nicht – aber das Obst ist köstlich. Ich wohne sehr schön. Alles im Haus und recht theuer. Meinem Barbier bezahle ich für einmal rasieren 1 Gulden 10 Kr. […]“ – (Dresden, 26. XI. 1887) Bittet, für ihn Lotterie zu spielen und erklärt, was man dabei gewinnen kann. – (Berlin, 28. II. 1888) „[…] Meinem Versprechen gemäß übersende ich Ihnen anbei 55 fl. = 90 Mark etwa für Monat December […]“ – (Salzburg, 16. I. 1889) „[…] Bin gut angekommen, habe heute polnischen Juden (Caspar) vor vollem Hause gespielt und viel Beifall gefunden […]“ – (Stuttgart, 31. I. 1889) „[…] Ich halte es für besser wenn Sie zunächst Alles daran setzen ein Engagement am Volkstheater zu erhalten […] Ich kann und will nicht immer offene Hand für Sie haben – es kostet mich ein Heidengeld. Sorgen Sie also zunächst für Ihren Contract […] Ich bitte Sie dringlichst die ernste Mahnung zu beherzigen […] Anbei erhalten Sie noch einmal 50 fl. für Monat Februar eine Summe die ich mir für Sie abgespart habe […]“ – (Braunschweig, 23. II. 1889) „[…] Ich schicke Ihnen mehr als 50 fl. für das Übrige haben Sie Ihren braunen Winterrock u. schwarzen Rock auszulösen […]“ – (Weimar, 10. IV. 1889) Gibt ihm Anweisung für eine Reise nach Berlin:“[…] Sie gehen mit mir nach Danzig und sind etwa gegen 5. Mai wieder in Wien. Sie nehmen Ihren Holzkoffer. Anbei 100 Mark welche Sie mir zu verrechnen haben […]“ – (Teplitz, 8. VIII. 1889) Gibt den Auftrag, im Bureau des Burgtheaters zu erfragen, wo der Einakter „Der Flüchtling“ von Theodor Herzl aufgeführt werde und erbittet zwei Exemplare des Textbuches. – Mitterwurzer ging 1867 an das Wiener Burgtheater. In den folgenden Jahrzehnten wurde er noch zweimal an das Burgtheater verpflichtet, spielte zwischendurch bei Heinrich Laube in Leipzig sowie in Berlin. Später war er am Wiener Stadttheater, am Ringtheater. Im Herbst l884 übernahm er die Direktion des Carl-Theaters in Wien. Er gab auch Gastspiele, die ihn bis nach Amerika führten. Mitterwurzer gestaltete komische Rollen, Helden und deren Gegenspieler, interpretierte die klassischen Rollen im Sinn des Realismus neu und überzeugte auch im naturalistischen Drama. Hugo von Hofmannsthal widmete ihm einen Versnekrolog. – Beiliegend: I. Eigenh. Brieffragment mit U. Berlin 1885. – II. 4 eigenh. Billets mit U. – III. 4 eigenh. beschriftete Visitenkarten, sowie eigenh. beschrifteter Paketabschnitt. – IV. Partezettel Mitterwurzers. – V. Partezettel seiner Tochter Anna. – VI. 7 Bl. „Kassen-Rapport“ des Stadt-Theaters Breslau, 15.-25. II. 1883. – Interessanter Einblick in die Einnahmen des Schauspielers. – VII. 3 Porträtphotographien im Visitenkartenformat. – VIII. 2 Theaterzettel (aus Mitau und Danzig) sowie Einblattdruck mit Festgedicht (Triest). – IX. 2 Verträge für Georg Sievers von den Theaterdirektoren Karl Strampfer und Johann Hugo Treu.