Beschreibung
Prachtvoller, weitgehend unveröffentlichter Brief „An die Musikalienhandlung von B. Schott’s Söhnen in Mainz“: „Ew. Wohlgeboren geehrte Zuschrift vom 21sten erhielt ich im Augenblicke meiner Abreise von Cöln, und konnte daher nicht, wie Sie wünschten unverzüglich darauf antworten. Ich bat bei meiner Durchreise durch Antwerpen die Musikalienhandlung, die dort Ihren Namen führt, Ihnen dies anzuzeigen, und finde hier, auf das Dampfschiff nach London wartend, einen Augenblick um Ihnen für Ihre Bemühungen zu danken, Ihnen aber zu wiederholen, wie ich es auch schon direct nach Paris gethan habe, daß ich nicht nach Paris kommen, und nicht mit den dortigen Herren Rücksprache nehmen kann. Mein Wunsch ist es überhaupt nicht eine Oper für Paris, und in Französischer Sprache zu schreiben, ich würde es viel lieber für Deutschland und in deutscher thun, wie ich Ihnen schon früher sagte. Da sich bis jetzt für mich so wenig Aussicht zeigte, ein deutsches Opernbuch nach meinem Wunsche zu erlangen, so würde ich ein vorzügliches Gedicht der Art, auch wenn es Französisch oder Englisch wäre, zwar gern componiren, aber mich vorzugsweise darum bemühen werde ich nicht, und würde ein solches Gedicht nur angenommen haben, wenn es sich mir angeboten hätte ohne daß ich es hätte (seiner innern Güte wegen) zurückweisen können. Wegen der äußerlichen Successe und Triumphe, von denen Sie sprechen habe ich niemals einen Schritt in meiner künstlerischen Existenz gethan, und hoffe es auch so Gott will niemals zu thun. Wenn die nicht von selbst kommen, so ist’s besser man entbehrt sie. Und da mich somit mein Weg nicht nach Paris führt, so bitte ich Sie den dortigen Herren mein Bedauern auszudrücken daß ich ihre Bekanntschaft fürs erste wohl nicht machen werde […]“ – Johann Josef Schott wollte auf Vermittlung des Pariser Verlegers Georges Schonenberger ein Treffen mit dem Librettisten Eugene Scribe in Paris arrangieren, um mit Mendelssohn-Bartholdy über ein Textbuch für eine Oper für die Pariser Bühne zu verhandeln, das B. Schott’s Söhne zu verlegen beabsichtigten. Scribe bot Mendelssohn darüber hinaus an, ihn auf seinem Gut in Sericourt bei Laferté zu besuchen, um dort über das Libretto sprechen zu können. Schott hatte Mendelssohn in seinem Brief vom 21. Mai 1842 geschrieben: „Der Succes einer Oper in Paris ist von bedeutendem Resultat in mehrfacher Hinsicht und Ihrem großen Talent kann es nicht fehlen dort zu reussiren und große Triumpfe zu feiern“. – Mendelssohn hatte im Frühjahr Berlin verlassen und ging nach kurzem Aufenthalt am Rhein nach England. Es war seine siebente Reise dorthin, auf der er mehr als je gefeiert wurde. Den Höhepunkt bot eine Einladung bei Königin Viktoria (vgl. S. Hensel, Die Familie Mendelssohn, Bd. II, S. 189 ff.). Er wohnte bei Cécile Mendelssohns Tante Henriette und ihrem Mann, dem Kaufmann F. W. Benecke. – Vgl. Sämtliche Briefe, Bd. VIII, Nr. 3527. Dort konnte lediglich eine kurze Inhaltsangabe nach einem Auktionskatalog (Hartung & Karl 24, 1978, seither Privatbesitz) gegeben werden. – Winziger Siegelausriss, sonst gut erhalten.