Mann, Thomas, Schriftsteller und Nobelpreisträger (1875-1955).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „Thomas Mann“. Arosa, Schweiz, 10. V. 1926, Gr.-4°. 1 Seite. Briefkopf (Adresse korrigiert).

Nicht vorrätig

Beschreibung

Sehr schöner Brief an die Redaktion der „Lübeckischen Blätter“: „[…] mein Beitrag zu Ihrer Festnummer muß den Charakter der Entschuldigung und des Hinweises auf einen anderen Beitrag tragen, den ich zum Feste der Vaterstadt beizusteuern die Ehre und Freude haben werde. Am 5. Juni nachmittags werde ich vor meinen Mitbürgern stehen und über genau die Fragen sprechen, die Sie uns auswärtigen Lübeckern vorlegen. ‚Was ist mir Lübeck gewesen?‘ ‚Was danke ich Lübeck?‘ ‚Wie sehe ich Lübeck?‘ Ich bin im Begriffe, diese Gewissensfragen zu dem Thema zusammenzufassen: ‚Lübeck als geistige Lebensform‘; und das ist eben der Titel des Vortrags, den ich in den Festtagen selbst in der Aula des Johanneums zu halten denke. Ich möchte nicht antizipieren und mich nicht wiederholen und bitte Sie und Ihre Leser für heute mit einem herzlichen Gruß an die Heimat vorlieb zu nehmen […]“ – Zur Feier der 700jährigen Reichsfreiheit Lübecks bereitete der Ausschuß für die „Lübeckischen Blätter“ eine Festnummer vor. Paul Brockhaus hatte sich als Schriftleiter etwas Besonderes ausgedacht: Er schrieb an prominente Bürger innerhalb und außerhalb Lübecks und bat sie, ihre Meinung zu äußern darüber, was ihnen Lübeck bedeute und was sie der Stadt verdankten. Ein solches Schreiben erhielt auch Thomas Mann, der sich schon bereit gefunden hatte, die Festrede zu halten. Es ist verständlich, daß er es als Vorwegnahme seines Themas ansehen mußte, wenn er auf die von der Schriftleitung gestellten Fragen näher einging. In der Festnummer ist Thomas Manns Brief nicht mit abgedruckt, wenngleich er wohl den Brief ausdrücklich der Veröffentlichung wegen geschrieben hatte. Der Brief steht zu dem Vortrag, (der übrigens nicht im Johanneum, sondern im Stadttheater gehalten wurde), in sehr enger Beziehung. – Mann besuchte vom 1. bis 28. Mai seine Frau Katia in ihrer Kur in Arosa. Am 30. Mai war er wieder in München und besuchte dann vom 3. bis 7. Juni seine Vaterstadt Lübeck, um seinen berühmten Festvortrag zu halten. Am 6. Juni feierte er dort seinen 51. Geburtstag. – Druck: Der Wagen 1967, S. 38 f. Reg. 26/69. – Sehr gut erhalten.