Mann, Thomas, Schriftsteller und Nobelpreisträger (1875-1955).

Eigenh. Manuskript mit Unterschrift Bad Tölz, Oktober 1912, 8°. 8 Seiten auf 2 Doppelblättern.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Der in der äußeren Form eines Briefes abgefasste „Glückwunsch an einen Buchhändler“ in der GKFA „Ein Brief [An den Buchhändler Heinrich Jaffe]“. Die Druckvorlage zum Erstdruck; Niederschrift ohne Korrekturen und Streichungen. – Am Schluss des Manuskriptes weist der Autor durch die in eckige Klammern gesetzte Bemerkung „Bitte um Korrektur“ darauf hin, dass es sich nicht um einen herkömmlichen Brief handelt, sondern um ein für den Druck vorgesehenes Manuskript. Der Text erschien erstmals in der Festschrift „1903-1913. Buchhandlung Heinrich Jaffe“ (München 1912); Thomas Mann hat ihn danach in seine Essaybände „Rede und Antwort“ (1922) und „Altes und Neues“ (1953) aufgenommen. Von dort ging er in die neueren Werkausgaben ein (vgl. Bürgin V, 78 sowie I, 20, 93 und 108; GKFA XIV, 350 ff. und 485 ff.). Heinrich Jaffe (1862-1922) war der bevorzugte Buchhändler Thomas Manns in München (vgl. Armbrust-H. 123). In der Buchhandlung an der Briennerstraße 52 (heute 12) erwarb er vor allem fremdsprachige Literatur, hier wurden seine eigenen Werke in ganzen Reihen im Schaufenster beworben (vgl. Tagebuch 11. X. 1918). 1919 weihte er Jaffes neue Lesestube (eine Art Leihbibliothek) mit einer erfolgreichen Lesung aus dem „Zauberberg“ ein: „Jaffe selig.“ (Tagebuch 17. IX. 1919). In seinem auf Jaffes Wunsch verfassten Glückwunsch-Essay zum zehnjährigen Bestehen der Buchhandlung erwähnt Thomas Mann zunächst Jaffes frühere Stellung bei der kgl. bayr. Hofbuchhandlung A[dolf] Ackermann (Nachfolger Karl Schüler) in der Maximilianstraße 2, die ihm gute Beziehungen zu Münchner Bücherfreunden eingebracht habe. Auch habe sich Jaffe „mit Münchens bedeutendstem literarischen Verein“ liiert (dem von Josef Ruederer geleiteten Akademisch-dramatischen, später: Neuen Verein). Er lobt Jaffes Gewissenhaftigkeit und Sachkunde: „[…] Aber das alles ist nicht die Hauptsache. Die Hauptsache ist, daß Sie mit dem Herzen Buchhändler sind; daß Sie nicht ebenso gut mit Strümpfen oder Semmeln handeln könnten; daß Sie Ihre edle Ware lieben, wenn mich nicht alles täuscht, und stolz und eifrig sind, das Buch, den Träger des feinen und freien Gedankens, unter den Leuten zu verbreiten […] Jetzt ist es schon unwirtlich hier draußen. Die Tage sind kurz, der Garten ist kahl, es riecht dort nach faulenden Blättern und Kohlenrauch. Nun fahre ich bald zur Stadt. Und zu den städtischen Dingen, auf die man sich freut, wenn der Winter kommt, gehört auch Ihr Schaufenster. Bald gehe ich wieder, um Mittag, nach der Arbeit, oder gegen Abend, wenn das elektrische Licht die eleganten Anerbietungen der Läden noch glänzender, noch verlockender macht, durch die Briennerstraße und spreche bei Ihnen ein. Sie kommen mir dann aus Büchergründen entgegen und setzen das Augenglas auf, und wenn Sie mich mit einiger Schwierigkeit erkannt haben, so begrüßen Sie mich nicht ohne stille Hoffnung. Was gibt es Neues? frage ich, und dann breiten Sie gefällig vor mir aus, was es Neues gibt: große Prunkdrucke aus Hans von Webers Verlag [hier war 1912 die luxuriöse Erstausgabe des ‚Tod in Venedig‘ in 100 Exemplaren erschienen], kostbare Kuriositäten der ‚Insel‘, Georg Müllers reiche, vielfältige Produkte (besonders seine antiken Klassiker sind eine Lust!), meines ausgezeichneten Freundes Samuel Fischer feinbürgerliche Gaben und anderes mehr. Und ich sehe alles an und lobe alles und erkundige mich nach den Preisen und finde sie angemessen. | Und dann kaufe ich ein Reclamheftchen.“ – Vollständige Manuskripte Thomas Manns, auch zu kleineren Werken, zumal aus so früher Zeit, sind im Handel so gut wie unauffindbar und bilden die Krönung jeder Thomas-Mann-Sammlung. – Reg. 12/60. – Minimal gebräunt und fleckig; in den Knickfalten geschwächt und mit tieferen Einrissen, das letzte Blatt etwas angestaubt. – Provenienz: Familienbesitz.