Mann, Thomas, Schriftsteller und Nobelpreisträger (1875-1955).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Bad Tölz, 16. VIII. 1913, Gr.-8°. 3 1/2 Seiten. Mit Briefkopf „Landhaus Thomas Mann“.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An den Schriftsteller Rudolf von Delius (1878-1946) in München, dem er für den Gedichtband „Verwandlungen“ (Dresden 1913) dankt: „[…] Gelesen habe ich Ihre Gedichte sofort und sehr starke Eindrücke davon erhalten. Sie haben ja recht, wenn Sie annehmen, daß ich der Verskunst ferne stehe: ich bin sträflich unbelesen in moderner Lyrik, ja in der Lyrik überhaupt, und welchen Rang Ihre Gedichte innerhalb der neueren Produktion einnehmen, welche Bedeutung sie für die Entwicklung haben, das zu beurteilen bin ich garnicht in der Lage. Aber absolut genommen hat mich diese so persönliche und unabhängige Kunst in hohem Grade interessiert und zwar die rein lyrischen Sachen mehr als die balladesken, die mir […] weniger zu sagen hatten […] Das ist unzweifelhafte Poesie, – auf den ersten Blick als das Werk eines Dichters kenntlich […] Sie haben wahrhaftig recht gethan, sich auf dem Lande anzusiedeln; ich würde es auch thun, wenn ich nicht schulpflichtige Kinder hätte. So müssen wir leider daran denken, diesen Sommersitz aufzugeben, denn ihn für 2 Monate Ferien zu unterhalten, lohnt natürlich nicht. Ich wünsche sehr, daß ich im Laufe des Sommers noch dazu komme, mir Ihr Tusculum einmal anzusehen […] Vorläufig schnappe und strample ich mich freilich nach der Form einer neuen Erzählung und bin nicht unternehmungslustig […]“ Im Juli 1913 hatte Thomas Mann mit den Vorbereitungen zum „Zauberberg“ begonnen, dessen Niederschrift er am 9. September anfing. – Nicht in Reg.