Beschreibung
Wichtiger Brief über „Doktor Faustus“ und dessen Bedeutung für Thomas Mann. An Martin Beheim-Schwarzbach (1900-1985) in London (lateinische Schrift): „[…] Ihre Empfänglichkeit für den ‚Faustus‘ freut mich herzlich. Ihr Aufsatz, der erste von drei in Deutschland erschienenen, die mir vor Augen kamen, ist warm und aufgeregt und schön, er legt manch gutes, lebendiges Wort ein für die ‚innere‘ Ausgabe, die bald fertig sein muss. Das Buch hat’s in sich. Natürlich ist es durch manche Mattigkeiten hindurchgeführt (mitten drin wurde ich ernstlich krank), aber die ihm eingeborene Erregung schlägt doch wohl immer wieder durch und zittert noch in der schlichtesten Schweizer Besprechung nach. Mir bleibt es merkwürdig durch seine mit dem Memoiren-Charakter verbundene Wirklichkeits-Montage und eigentümliche Direktheit. Es ist ein Lebensbuch, und während ich daran schrieb, empfand ich es eigentlich als rücksichtsloses Geheimwerk, ja, kann noch heute bei dem Gedanken erschrecken, dass es zum oeffentlichen Gegenstand geworden. Uebrigens macht man dergleichen nur einmal und zwar zuletzt. Was noch kommt, kann nur noch Zeitvertreib und Nachspiel sein […]“. – Am 31. III. waren bei TM „bewegte Dankeszeilen“ von Beheim-Schwarzbach und dessen Faustus-Aufsatz für „Die Welt“ mit dem Titel „Höllisch Feuer unter dem Kessel: Thomas Manns Roman vom Teufelspakt“ eingetroffen (Tb. 31. III. 1948 und Anm.) 1948 erschien bei Suhrkamp die erste in Deutschland gedruckte Ausgabe des „Doktor Faustus“ nach den Ausgaben Stockholm 1947 und Wien 1948. – Reg. 48/169.