Mann, Thomas, Schriftsteller und Nobelpreisträger (1875-1955).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „Thomas Mann“. Noordwijk aan Zee, Grand Hotel & Kurhaus „Huis ter Duin“, 20. VII. 1939, 4°. 1 1/2 Seiten. Hotelbriefpapier. Gelocht.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Sehr schöner Brief an den Schriftsteller Alfred Neumann (1895-1952), Manns Nachbar im Münchner Herzogpark, der sich im Exil in Nizza aufhielt: „[…] über unsere Reisepläne wollte ich Ihnen noch Nachricht geben, da ich zu meiner Freude höre, daß auch Sie an die Schweiz denken. Wir wären längst dort, wenn es nach uns gegangen wäre. Aber da immerfort die Ausreise der alten Münchener Eltern schwebt, wollten wir durch unsere Anwesenheit in Zürich gerade jetzt nicht stören. Gestern und heute war auch die Versteigerung der Majoliken in London. Sobald die Devisen im Kasten klingen, sollen, angeblich, hoffentlich, aber trau, schau, wem, die Alten ihre Pässe haben. Die Zahlungen mögen sich hinziehen. Bis Ende des Monats warten wir, dann reisen wir unbedingt und wollen im Waldhaus Dolder wohnen (nicht Grand Hôtel). Möglicher Weise sind Sie schon dort, wenn wir kommen, oder Sie stoßen doch bald zu uns, so hoffen wir. Herrn [Gustav] Aschaffenburg will ich auch gern begrüßen, aber mit den U.S.A. Möglichkeiten, ach, damit steht es schlimmer und schlimmer. Golo trifft heut oder morgen in Zürich ein, um die Redaktion von ‚M[ass] u[und] W[ert]‘ zu übernehmen. Möge er seine Sache gut machen und die von [Ferdinand] Lion Erniedrigten und Beleidigten versöhnen. Lesen Sie doch Klaus‘ Roman, den ‚Vulkan‘! Er ist recht vereinsamt damit; es sind, glaube ich, 300 Exemplare verkauft. Und dabei ist es ein sehr talentiertes, bei aller Leichtigkeit ernstes Buch, dass mich mehr und mehr bewegt hat. Freundschaftliche Grüße […]“ – Alfred Pringsheims berühmte Majolikasammlung wurde auf Geheiß der Reichsregierung in London versteigert und der Erlös zu 95% einbehalten, der Rest wurde in die Schweiz überwiesen; nach der Transaktion erhielten Thomas Manns Schwiegereltern ihre Reisepässe. Ferdinand Lion (1883-1965), der Redakteur von „Maß und Wert“ hatte viele Beiträger verstimmt und legte die Herausgabe Mitte Juli durch einen „Abschiedsbrief“ nieder. – Reg. 39/316. Druck: Bw. TM-Neumann, S. 46. (falsch datiert).