Beschreibung
Seltener Brief Monika Manns, in dem sie auch über das Verhältnis von Dichtung und Wirklichkeit im Werk Thomas Manns Auskunft gibt: „[…] Viele Leute bestaunten meinen Vater für seine Sachkenntnis in Medizin, Musik, Theologie, Archeologie … Welch ‚göttlicher Bluff‘! Ein ganz oberflächliches Studium, ein künstliches Eingeweihtsein, die Sache betreffend, ein vor dem Fiasko bewahrender Überblick – eine Art von Trick sicherte ihn und stempelte nach außen hin sein inneres, sein mysteriöses Wissen, wiederum vom stummen, ungeborenen Wort bestimmt. Es ist ja doch das reine Wunder! – Was meine winzige Wenigkeit betrifft – ich schickte neulich meinem Bruder Bibi (Michael) eine Klein-Prosa von mir, und er fragte: ‚Wo und wann hast denn Du das alles erlebt, ich dachte, Du gehst nie aus?‘ – So ist doch, wenn auch auf minimale Weise, der göttliche Bluff in mir […]“ – Der Brief ist offenbar Teil einer brieflich geführten Diskussion mit einem ungenannt bleibenden „Professore“, in der sich Monika Mann bemüht, dessen Diktum „Was nützen mir Wörter, die Sachkenntnis prätendieren, ohne daß ich selbst irgendwelche Erfahrung habe“ zu widerlegen.