Beschreibung
Walter Janka (1914-1994), zunächst Geschäftsführer, dann Leiter des Aufbau Verlages von 1950 bis 1957, pflegte ein intensives Verhältnis zu Thomas Mann und dessen Familie. Janka war es zu verdanken, dass die Werke und Briefe Thomas Manns nicht nur in der Bundesrepublik im S. Fischer Verlag, sondern auch in der DDR im Aufbau Verlag erschienen. Legendär ist die Anekdote, wonach Janka das Honorar mangels Devisen in Form eines Pelzmantels auszahlte. Als Janka am 6. Dezember 1956 verhaftet wurde, setzte sich Katia Mann wie viele Intellektuelle erfolglos für ihn ein. Nach einem Schauprozess wurde Walter Janka „als unmittelbarer Hintermann und Teilnehmer einer konterrevolutionären Gruppe“ am 26. Juli 1957 zu fünf Jahren Haft verurteilt, die er u.a. im Zuchthaus Bautzen absaß. Am 23. Dezember 1960 wurde er wegen internationaler Proteste vorzeitig aus der Haft entlassen. Mit Berufsverbot belegt und in der Haft schwer erkrankt, stand Janka vor dem Nichts. In diese Zeit fallen die hier vorliegenden Briefe, die Katia Mann an Johannes von Guenther schrieb. Guenther, als Herausgeber und Übersetzer russischer Klassiker selbst Autor des Aufbau Verlages, zählte wie Katia Mann zu den Fürsprechern Walter Jankas. Das bezeugen die Briefe und Ansichtskarten, die Katia Mann von 1960 bis 1966 an Johannes von Guenther schrieb, ebenso wie die detailreichen Gegenbriefe, die der Korrespondenz in Durchschlägen beigefügt ist. Sie werfen ein eindrucksvolles Licht auf die durch den Schauprozess und die Haft verursachte prekäre Lage Walter Jankas, die damit verbundenen Hintergründe sowie auf das kulturpolitische Klima in der DDR in der späten Phase der Ära Ulbricht. – Ein weiterer roter Faden, der die sehr offene, freundschaftliche und inhaltsreiche Korrespondenz zwischen Katia Mann und Johannes von Guenther durchzieht, ist die gesundheitliche Situation Erika Manns, die sich von einem Oberschenkelhalsbruch im September 1960 und diverser darauffolgender Krankheiten nicht mehr erholte. „Meine Krankheiten liegen miteinander im Kalten Krieg“, schrieb Erika Mann 1962 an Paul Citroën. Wie treffend diese Aussage war, zeigen die im Folgenden angebotenen Briefe. – Transkription auf Anfrage. – Gesamtpreis bis 1. Februar 2016.