Mann, Heinrich, Schriftsteller (1871-1950).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Nizza (Nice), Hôtel du Louvre, 11. X. 1933, Gr.-4°. 1 Seite.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An den Schriftsteller René Schickele (1883-1940) in Sanary-sur-Mer, mit Gruß und Dank „für alle Freundschaft dieses Sommers. Er ist dadurch weit besser und schöner geworden, als die Umstände hoffen ließen. Ferner war er, für uns alle, arbeitsreich, was immer ein Gewinn ist und über das Meiste hinweghilft, auch wenn die Erfolge unserer Bemühungen jetzt oft verloren gehen, wie wir leider wissen. Unserem bedeutenden Abnehmer, dem Herausgeber des ‚Tagebuchs‘ [d. i. Ernst Rowohlt], 20.000 Aufl., werde ich nächstens die Frage stellen müssen: ‚Finden Sie, dass Leopold [Schwarzschild; der Redakteur der Zeitschrift] sich richtig verhält?‘ Erstens zahlt er nicht, zweitens zu wenig, drittens lässt der Artikel liegen und veralten, um nicht endlich dennoch zahlen zu müssen. Dann rühmt er aber die Blüte der Emigranten-Literatur. Wenn es auf ihn ankommt, wird sie nicht lange blühen. Was ist dagegen unser Beermann [d. i. Gottfried Bermann Fischer] für eine Kraft! Er hat jetzt seinen süssen jungen Hauser behalten dürfen, obwohl das aufgeweckte Kind sich an einen jüdischen Verlag nicht gebunden fühlte. Der Zusammenhang der Dinge ist wahrscheinlich so zu verstehen, dass für das volkhafte Büchlein 2400 Mark Honorar fällig waren; aber infolge des bekannten Briefes aus dem Propaganda- Ministerium muss der unglückliche Sammi [d. i. Samuel Fischer] jetzt 6 oder 10000 spucken. Denn vor das Konzentrationslager setzten die Götter die Erpressung […]“ – Der grossen Auflage zum Trotz erschien im Oktober 1933 das letzte Heft der Wochenschrift „Das Tagebuch“. Heinrich Mann überschätzt die Auflage wahrscheinlich etwas. – Der unstete Schriftsteller Heinrich Hauser (1901-1955) zählte seit 1929 zu den Hausautoren des S. Fischer Verlags. Allerdings erpresste er im April 1933 den bedrängten S. Fischer Verlag, eine Widmung an Hermann Göring in sein Buch „Ein Mann lernt fliegen“ aufzunehmen. Diese verhängnisvolle Widmung sorgte innerhalb der Emigration für Aufsehen und verstärkte gegenüber dem S. Fischer-Verlag den Vorwurf des Opportunismus und der Anbiederung an das Hitler-Regime. – Gut erhalten.