Liszt, Franz, Komponist (1811-1886).

Eigenh. Musikmanuskript mit Erläuterungstext und Unterschrift Ohne Ort [Weimar], ohne Jahr [1852], Qu.-Fol. 1 Seite.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Eindrucksvolles Handschriftenensemble, das wie selten einen Einblick in Liszts kompositorische Denkweise erlaubt: hochinteressantes eigenhändiges Korrekturblatt Liszts in Text und Noten für die Komposition „Eine rhytmische Studie für Piano“ von Robert Radecke, deren dreiseitiges Manuskript hier beiliegt (Beschreibung unten). Überschrift: „Zur freundlichen Berücksichtigung an Freund Radeke“. Liszt formuliert seine Kritik an Radeckes Studie und schlägt an zwei Stellen jeweils 4 Takte einzufügen vor: „Der plötzliche Übergang von H moll nach H Dur (13ter Takt der pikanten und wohlklingenden Etude Rhythmique) scheint mir etwas sans façon; auch ist zu bedenken ob das fortdauernde Wiederholen des Motifs mit fast denselben Harmonien nicht etwas monoton wird? Daher möchte ich bescheidenst vorschlagen 4 bis 5 Takte beizufügen, ungefähr so = nach dem 12ten Takt – vor Eintritt des H Dur [es folgen 4 Takte in Klaviernotation, Randnotiz:] Weiter in H Dur [Notenbeispiel] im 1ten Takt der 2ten Seite finde ich die Wiederholung der Figur [Notenbeispiel] etwas schwerfällig. 4 Takte anstatt zwei wären vielleicht auch hier wünschenswerth – und wenn sie mit der obigen Änderung einverstanden sind – so wenden wir die Sache so = nach dem letzten Takt der Seite 1 [es folgen 4 Takte in Klaviernotation, Randnotiz:] weiter [Kopfzeichen] 3ter Takt der 2ten Seite (wieder Eintritt des Themas) freundliche Grüße F Liszt.“ – Dazu: Radecke, Robert, Komponist (1830-1911). Eigenh. vollständiges Musikmanuskript mit Namenszug „Robert Radecke“ auf dem Titel. Ohne Ort und Jahr (Leipzig ca. 1852). Qu.-Fol. (27 x 34 cm). Titelseite und 3 Seiten Musik. Doppelblatt. – Von Radecke betitelt „Eine rhytmische [!] Studie für Piano“. Nach einem Bleistifteintrag links oben „WoO 100“. Am linken Rand folgt eine eigenh. Bleistiftnotiz und U. von Franz Liszt: „Imprimatur (nach einer noch zu erhaltenden Abschrift die mir zugesandt sein sollte) – FLiszt.“ In Radeckes Notentext 4 Bleistifteinweisungen von Liszts Hand für die oben beschriebenen Korrekturen. – Leicht gebräunt und mit kleinen Randeinrissen. – Sehr schönes Musikmanuskript. – Robert Radecke wuchs als Sohn eines Kantors und Organisten in Schlesien auf. Seine akademische Musikausbildung erhielt er ab 1848 am Leipziger Konservatorium unter Julius Rietz, Ignaz Moscheles und Ferdinand David, 1850 trat er als Geiger, Pianist und Dirigent ins Leipziger Gewandhausorchester ein. 1852 wurde er zweiter Direktor der Leipziger Singakademie und im folgenden Jahr Kapellmeister des Leipziger Stadttheaters. In diesen Jahren traf er die Größen seiner Zeit einschließlich Richard Wagner in Zürich und Franz Liszt in Weimar, mit dem er in brieflichem Kontakt stand. 1854 ging er nach Berlin, wo er zunächst kammermusikalisch und als Klaviervirtuose tätig war, bevor er sich ab 1858 durch in Eigenregie veranstaltete Orchester- und Chorkonzerte hervortat. 1863 wurde er zum Musikdirektor an die Königliche Hofoper berufen und 1871 als Königlicher Kapellmeister auf Lebenszeit angestellt. 1878 wurde er Lehrer am Stern’schen Konservatorium, dem er 1883 bis 1888 als Direktor vorstand. 1875 wurde Robert Radecke Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Künste, 1881 wurde er in ihr zum Senator und weitere sechs Jahre später zum Vorsitzenden des Senats der Musiksektion gewählt. Radecke komponiert vor allem Lieder, etwa das zum Volksgut gewordene „Aus der Jugendzeit“ (Op. 22, Nr. 1) nach einem Gedicht von Friedrich Rückert. Das hier im Manuskript vorliegende Stück könnte im Zusammenhang mit seinen Klavieretuden Op. 3-5 von 1852 stehen, die in Ladeckes Leipziger und Liszts Weimarer Jahre fallen.