Lasker-Schüler, Else, Schriftstellerin (1869-1945).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „Else Lasker-Schüler“. Dresden-Loschwitz, 15. XII. 1896, 8°. 4 Seiten. Doppelblatt. Mit eigenh. und frankiertem Umschlag.

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Beschreibung

Unveröffentlichter Brief an Fräulein Anna Kritzler, Barmen, Unterdörnen 64: „Liebes Fräulein! Bei Kerzenlicht mit unerlaubtem Bonbon im Mund, sitze ich in später Stunde an Sie schreibend. – Ihr Gefolge, die drei jungen Herrn, sagten mir hintereinander, daß ich recht bald Brief erhalten würde aus der dunklen Räuchsstadt Barmen. Aber ich sehe, daß die drei Einigkeit, einem Wesen gethraut, daß da denkt – ‚aus den Augen, aus den Sinn‘! Jetzt so Sie gen Barmen gezogen, werden Ihre drei Verehrer von den sämmtlichen Schachtelhalmen umringt, zwei von ihnen – die beiden Herrn Benefiz lächeln mit den zierlichen Pflanzen – einer aber geht einsam und traurig umher, das ist der Herr Pastor. Gestern sah ich ihn einsam im Wald einhergehen – wahrhaftig, es kann einem leid thun. Am Abend hatte ich Gelegenheit mit ihm zu sprechen – ich habe selten einen toleranteren Menschen kennengelernt – zumal ein Vertreter der Kirche. Aus jedem Wort und Blick merkt man, wie er Sie liebt. Natürlich sprachen wir das Wort nicht aus. Sonst ist nichts Neues vorgefallen – ich gehe auch Samstag, so Gott will. Alle sind neugierig auf ein paar Zeilen von Ihnen. Schreiben Sie an mich oder an irgend eine Person Antwort. Wir sind ja hier eine Familie – aber was für eine!? – Ihre Else Lasker-Schüler.“ – In der kritischen Ausgabe nicht gedruckt. Unser Brief wäre dort zwischen den Nummern 4 (9. X. 1895) und 5 (17. II. 1897) einzuordnen. – Else Lasker-Schüler lebte seit August 1894 mit ihrem Mann, dem Arzt Berthold Lasker, in Berlin-Charlottenburg und nahm Zeichenunterricht bei dem Maler Simson Goldberg. Durch ihn lernte sie Peter Hille und Samuel Lublinski kennen. Von einem Kuraufenthalt im Sanatorienvorort Loschwitz („Weisser Hirsch“). war bisher nichts bekannt.