Beschreibung
An den Maler und Verleger Johann Lorenz Rugendas (1775-1826) in Augsburg über das Engagement seines Sohnes Johann Moritz (1802-1858) als Expeditionszeichner in Brasilien: „[…] Bey meiner Ankunft allhier habe ich mit vielem Vergnügen die meinem Bruder früher überschickten Zeichnung, Skizzen und ausgearbeitete Thürstücke betrachtet, und theile Ihnen nun meinen völligen Beyfall mit. Besonders haben mir die Skizzen in Aquarell, die Landschaft nach der Natur, der Weidenbaum pp. gefallen, denn das ist die wahre Manier, die man bey einer solchen Reise ausüben muß […] Ich überschicke Ihnen hiebey den gerichtlich abgefertigten, und nach Ihrem Wunsche abgeänderten oder modifizierten Vertrag; wobey nur das Einzige fehlt; nämlich die Bestimmung der Zeit oder der Jahre dieser Reise, welches fürs erste nicht möglich ist zu sagen. Diese kann vier, fünf, 6 u. mehr Jahre dauern, und bey den jetzigen politischen Umwälzungen der Dinge, kann ich nicht einmal mit Gewißheit bestimmen, ob ich die Reise in Brasilien, in Peru; Chile oder Buenos-Ayres beginne […] Sollte Ihr Herr Sohn Gelegenheit haben in Augsburg, nützl. Ankäufe für seine Kunstausübung dorten machen zu könne, z. B. ein assortiment Münchner Pinsel, gutes Zeichenpapier, verschiedene Sorten, dünnes Malvenpapier zum Durchzeichnen, z. B. v. Landkarten (d. h. für meinen Gebrauch), so würde ich ihm gerne die Auslagen, bey unserem Zusammentreffen ersetzen […] Obgleich Ihr Herr Sohn wenig Gelegenheit haben wird, große Oehlgemählde zu endigen, so wünschte ich doch, daß er wenigstens mit Oehl-Pinsel u. was dazu gehört versehen sey; denn die große Reise ins Binnenland werden wir wohl nicht vor einem Jahr antreten, und könnte er wohl eher einige artistische Gegenstände bearbeiten. Das Gegenstück des Vertrags belieben Sie dorten ausfertigen zu lassen, welches mir dann Ihr Herr Sohn, wenn wir zusammenkommen, überliefern wird […]“ – Johann Moritz Rugendas wurde mit 19 Jahren von Georg Heinrich von Langsdorf auf die bisher umfangreichste und kostspieligste wissenschaftliche Expedition in das Gebiet des heutigen Brasilien eingeladen, weil man ihn als Illustrator brauchte. Im Herbst 1821 reiste Langsdorff mit Ménétrier nach Bremen, wo schon Rugendas auf sie wartete. Ferner schifften sich 85 Kolonisten mit ihnen ein. Am 5. März 1822 landeten sie in Rio de Janeiro. „Die Augsburger Stadtbibliothek besitzt den von Langsdorff entworfenen Vertrag in einer von Johann Lorenz Rugendas (Vater des jungen Malers) stammenden Abschrift, die noch von diesem einige Zusätze enthält […] Der Kontrakt zwischen dem Freiherrn von Langsdorff und ihm war vom 18. September 1821 datiert […]“ (Becher, Langsdorff, S. 49 f.). Seine ersten Zeichnungen sind rein wissenschaftlicher Natur. Jedoch kehrte Rugendas nach einem Streit 1824 mit Langsdorf nach Europa zurück, wo er Alexander von Humboldt in Paris traf. Dieser war von seinen Werken sehr begeistert und wurde zeitlebens sein Freund, Mentor und Förderer. Mit seiner Hilfe brachte er das Buch „Voyage pittoresque dans le Brésil“ heraus. Es enthält 100 von ihm angefertigte Lithographien. Die Arbeitsweise von Rugendas bestand darin, daß er zuerst eine detaillierte Bleistiftskizze mit Notizen zur Farblichkeit anfertigte und dann eine Skizze in Öl. Aus der Kombination dieses Arbeitsmaterials komponierte er anschließend weitere Ölskizzen und schließlich detailliert ausgearbeitete Gemälde. – Wohlerhalten. – Äusserst selten; kein Brief im JAP; nur 12 in „Kalliope“ nachgewiesen. – Volltranskription verfügbar.