Beschreibung
An den Maler, Schriftsteller und Komponisten Karl Georg Hemmerich: „[…] das angezeigte Buch habe ich subskribiert und werde auch versuchen, den einen oder anderen Leser dafür zu gewinnen. – Sie wissen selbst wie selten in unseren Tagen ‚Leser‘ sich finden. – Ich bin aber sehr begierig zu erfahren was ein so eigenwillig denkender Kopf uns mitteilen wird – Von mir nicht allzuviel hier. – Ich bin […] durch die Jahre wie auch das schon Geschaffene etwas belastet – noch immer leidenschaftlich am Ausformen meiner Welt beschäftigt […] Jedoch – ich treibe ja mehr das zu ws ich mich gedrängt fühle als das – und in einer Weise – wie ich es möchte – Trotzdem akzeptiere ich hin und wieder mein Geschick – – sehhe ich doch wie organisch es sich fügt unde nun – bei gelassenem Tempo und im Fernblick auf die einst so unbequem nahen ‚Probleme‘ es sich noch gut und ausreichend arbeiten lässt […] Gerne denke ich an Sie und unsere Diskussionen zurück – besonders Ihr damaliger Einfall – den einheitlichen Grund der verschiedenen Künste betreffend – blieb in meiner Erinnerung. […] Im November werde ich im graphischen Kabinett Briennerstr. 10 eine ziemlich umfassende Ausstellung haben – Carossa ist so liebenswürdig dieselbe durch einleitende Worte zu eröffnen – es würde mich herzlich freuen wenn Sie sich diese Schau gelegentlich dann auch einmal ansehen würden – […]“ – Alfred Kubin stellte im November 1930 bei J. B. Neumann und Günther Franke in München 250 Aquarelle, Handzeichnungen und Federlithographien aus den Jahren 1900 bis 1930 aus. Karl Georg Hemmerich (1892-1979), ein entschiedener Gegner der Nazis, war schon 1928 in die Schweiz emigriert, gleichwohl addressierte Kubin diesen Brief noch an die Münchener Adresse (Nymphenburgerstraße 83/IV) und lud ihn nach Zwickledt ein: „[…] Wenn Sie wieder einmal unsere Gegend aufsuchen erfreut mich Ihr Besuch jederzeit […]“. – Hemmerichs 1935 publiziertes Buch „Das ist der Mensch“ wurde von der Gestapo beschlagnahmt und vernichtet. Obwohl die Bemühungen um die Schweizer Staatsbürgerschaft erfolglos blieben, konnte er sich dank der Hilfe guter Freunde mit seiner Familie bis Kriegsende in der Schweiz aufhalten. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Übersetzer für den Skira-Verlag. – Kleiner Einriss am oberen Rand.