Beschreibung
An den Agrarwissenschaftler Friedrich Pohl (1768-1850) in Merseburg: „[…] Ich habe in Nro. 64 des Allgemeinen Anzeigers [der Deutschen, vom 6. März 1809, Sp. 740 ff.] eine neue sehr interessante Nachricht von einer neuen Erfindung gelesen, welche die Landwirthschaft Ihnen verdankt, nämlich die Wiesen Verjüngung. Sie versprechen, dem Publikum in einer eignen Broschüre diese vortreffliche Erfindung bekannt zu machen. Sollten Sie keinen Verleger gefunden haben, so würde ich mit Vergnügen auf 10 Exemplare subskribiren. Da aber vielleicht das Büchlein so bald noch nicht erscheinen mögte, mir aber sehr viel daran gelegen ist, Ihre Erfindung noch in diesem Jahre bei meinen Wiesen anzuwenden, so wage ich die Bitte, mir Ihr Verfahren schrifftlich in der Kürze mitzuteilen, wodurch Sie mich außerordentlich verbinden würde. Meine Wiesen haben sehr gutes Gras, besonders die Bachwiesen, tragen aber nicht wirklich. Dünger kann ich, bei meiner großen Aussaat, ihnen nicht abgeben. Die Meisten sind mit Birken und untermischtem Nadelholz ziemlich stark bewachsen, wie das überall hier im Lande der Fall ist. Man glaubt, die Wiesen würden schlechter tragen, wenn man, besonders die Birken abhaute, weil sie in unserm stets sehr dürren Frühjahren Schatten geben. Ich halte dieß gleichwohl für ein Vorurtheil und bitte mir ihre Meynung darüber aus. Alle Kosten, welche die Correspondenz mit Ihnen verursachen könnte, werde ich dankbarlich durch eine Anweisung auf Leipzig ersetzen. Sollte Ihnen eine Maschine bekannt sein (außer der von Böhse) um Baumstrüncke aus der Erde zu schaffen, so bitte ich, wenn sie brauchbar ist, mir solche anzuzeigen, denn diese Baumstrüncke sind bei uns ein Haupthindernis der Wiesenverbesserung […]“ – Pohl veröffentlichte 1810 in Leipzig sein Buch „Das Verjüngen der Wiesen. Nebst einer vorausgeschickten Revision der Wiesenwirthschaftslehre“. – Kotzebue bewirtschaftete ab 1806 ein Gut in Estland und war Sekretär der dortigen Ackerbaugesellschaft. – Mit kleinem ovalen Sammlerstempel und handschriftlichem alten Sammlervermerk am Unterrand. – Gut erhalten.