Beschreibung
An Clara Ganter, Gut Schlegelhof, Titisee: „[…] Ich hätte längst schon geschrieben, wenn ich nicht so entsetzlich angehängt wäre – seit ich aus der Schweiz zurück bin (1. Dez.), habe ich 16 Konzerte und 3 Opern mit den dazu gehörenden Proben dirigieren müssen, da ‚kannscht denken‘, daß für die Privatcorrespondenz nicht viel Zeit übrig bleiben kann. Gestern kamen wir aus Frankfurth zurück, wo ich am Montag Konzert hatte, und heute (morgen früh schon wieder Probe für das Akademiekonzert, mein früheres Staatsorchester – seit 35 zum erstenmal wieder) habe ich eigentlich den einzigen freien Tag seit dem 1. Dez., und der muss nun herhalten, Dir endlich zu danken, sonst komme ich überhaupt nicht mehr dazu. So gegen den 20. herum müssen wir dann wieder nach Wien, wo ich noch 45 Opern und 12 Philharmonische in dieser Saison abhaspeln soll – ich brauchte eigentlich noch ein Paar Ersatzarme. In der Schweiz bei Josefs und Xavers habe ich eine ganz köstliche Zeit verleben dürfen – es drückt einen förmlich, daß man sich für solch eine tolle Verwöhnung und Gastfreundschaft so dürftig erkenntlich zeigen darf. Warum nennst Du den Schlegelhof auf einmal ‚Altersheim‘? ich habe ihn Dreimäderlhaus getauft, und finde das viel netter. Auch dürfte es etwas übertrieben sein, daß Ihr Euch kein ‚Würenlinger‘ Frugalmahl leisten könnt – oder ist es bei Euch wirklich noch schmalhansmässig? Wir in München sind eigentlich aus diesem Schlimmsten heraus, allerdings mit Hilfsstellung […] Daß ich dieses Jahr im Herbst nach Amerika muss, werdet Ihr schon gehört haben – ob ich mich darauf freue? Nee! Ich glaube, daß mich da künstlerisch so ziemlich alles enttäuschen wird […]“ Mit eigenh. Grußwort und U. von Marion Knappertsbusch. – Selten.