Beschreibung
An den britischen Astronomen Sir John Frederick William Herschel (1792-1871) mit einem Empfehlungsschreiben für den Afrikaforscher Philipp Schönlein (1834-1856): „Ich wage, nach einem langen Stillschweigen, im festen Vertrauen auf Ihre Nachsicht, hochverehrter Mann, Sie inständigst zu bitten dem Sohn eines theuren Freundes, des Leibarztes des König, Dr. [Johann Lukas] Schönlein [1793-1864], des geistreichsten und wissenschaftlichsten aller jetztlebenden deutschen Aerzte, einige Augenblicke zu gönnen. Der junge Mann von den trefflichsten Anlagen und intellectueller Thätigkeit, ist bestimmt, auf eigene Kosten, eine naturhistorische Reise nach der Tropengegend zu unternehmen. Er hat sich zu dieser Expedition in Göttingen und Berlin durch sehr ernste Studien der Geologie, Chemie und Physik vorbereitet, sich auch practisch mit Reflexions-Instrumenten zu Ortsbestimmungen eingeübt und soll ehe er Europa verlässt vulcanische und montanische Länder besuchen. Ich habe dem Sohne meines Freundes, der noch in hoher Achtung meines, (trotz der nicht ganz erfreulichen Begebenheiten) immer wissenschaftlich und künstlerisch beschäftigten Königs [Friedrich Wilhelm IV.] steht, die Bitte nicht abschlagen können, dem Baronett Sir John Herschel, in meinem Namen den Ausdruk meiner tiefen Verehrung und unwandelbaren Dankbarkeit darzubringen. Der Anblik der Welt ist nicht erheiternd. Meine ältesten Freund sind vor mir dahin gegangen, Gay Lussac, Arago, jezt Gauss, der bei einem kalten, verschlossenen Aeusseren voll herzlicher Gemütlichkeit im Innern war. Einsam, wie man es besonders an Höfen ist, ein Urmensch von 86 Jahren, suche ich durch nächtliche Thätigkeit arbeitsam mich zu zerstreuen. Empfangen Sie mit altem Wohlwollen, Sie und die herrliche Lady meine wärmsten, innigsten Wünsche für Ihr Wohlergehen und das Glück Ihres Hauses […] Ich hoffe wenn der gütige Gott mich ferner beschüzt Ihnen vor Anfang des Sommers meinen lezten Band des so unvorsichtig unternommenen Kosmos senden zu können, die Erde, zu meinem 3ten astronomischen Band ein Gegenstück.“ – Philipp Schönlein „verließ im März 1855 Berlin, um in England für eine ursprünglich nach Ostafrika geplante Expedition sich noch weiter vorzubereiten, ging aber für kürzeren Aufenthalt mit einem nach Bonny bestimmten Palmölschiff nach Westafrika und kam auf Cap Palmas am 9. oder 10. September 1855 an […] Er machte noch in demselben Monat mehrere Ausflüge ins Innere, erforschte den Unterlauf des Cavallyflusses, besuchte das Land der Bolobo, und erforschte die Küste zu beiden Seiten des Caps in der Entfernung von 90 Seemeilen.“ Dann erkrankte er. „Am 8. Januar 1856 starb der jugendliche Pionier, dessen verheißungsvollen Anfang ein Alexander v. Humboldt mit ermunterndem Beifall begleitet hatte. Die Ziele, die er verfolgte, die Art, wie er seine großgedachten Pläne auszuführen begonnen hatte, lassen in ihm einen ersten Vorläufer der wissenschaftliche und praktische Zwecke vereinigenden späteren deutschen Afrikaforschung erkennen.“ (ADB XXXII, 319). – Kopf mit älterem englischen Sammlereintrag. – Sehr gut erhalten.