Beschreibung
An P. A. Otte, den mit Horváth befreundeten Redakteur des Berliner Tageblatts: „[…] Mein lieber Otte, danke Ihnen bestens für Ihren liefen Brief! Verzeihen Sie mir, dass ich ihn erst heute beantworte, aher Sie können sich es ja denken, wie es jetzt hier zugegangen Ist. Der Onkel Pepi ist nun tot und ich lebe hier mit seiner Mutter zusammen, eine fast achtzigjährige Frau – es war alles sehr traurig. Mein Bruder [Lajos] ist gestern mit seiner Frau auf einige Tage nach Österreich gefahren, Sonntag voraussichtlich will er wieder hier sein. Ich habe in den letzten zwei Wochen fast nichts gearbeitet, nun fange ich aber wieder an. Gestern sprach ich einen Ingenieur vom Zugspitzbahnbau. Er versprach mir, mich mit auf die Baustellen zu nehmen und er versicherte mir auch, dass ich die Erlaubnis zum Photographieren bekommen werde. Es gibt in Garmisch ein grosses photographisches Archiv der Zugspitzbahn, vielleicht finde ich dort etwas passendes. Soeben erfahre ich, dass mein ’schwarzer Reichswehrmann‘ bereits am 1. Oktober durch die Aktuelle Bühne (Leiter: Erich Fisch) als Abendvorstellung wahrscheinlich im Lessingtheater uraufgeführt werden wird. Wissen Sie etwas näheres über diese Aktuelle Bühne? Wer steckt da eigentlich dahinter? Könnten Sie mir da nicht etwas darüber mitteilen? Am 18. September ungefähr bin ich wieder In Berlin. Sie sind doch dann auch da? Also auf baldiges Wiedersehen! […]“ Eigenhändige Nachschrift: „Beste Grüsse an Ihre Frau!“ – „Onkel Pepi“ ist der am 20. August 1929 verstorbene und in Murnau begrabene Onkel Josef Prehnal (1875-1929; Inspektor der Österr. Nationalbank), seine Mutter Maria Prehnal (1851-1938) war die Großmutter Horváths mütterlicherseits, von der er das Erzähltalent geerbt haben soll. – Das Voksstück „Die Bergbahn“ (eine Neubearbeitung von „Revolte auf Côte 3018“ von 1927) wurde am 4. Januar 1929 in Berlin mit Erfolg aufgeführt und brachte Horváth einen Vertrag mit dem UllsteinVerlag ein (vgl. Abb. bei Lunzer-Tworek, 2001, S. 63). Es handelt von den schlechten Arbeitsbedingungen unter extrem harten Witterungsverhältnissen beim Bau der Tiroler Seilbahn auf die Zugspitze in Ehrwald 1925/26. Horváth hatte dafür sogar vor Ort recherchiert. – Horváths Drama „Sladek, der schwarze Reichswehrmann. Historie aus dem Zeitalter der Inflation“ (die 2. Fassung des „Sladek“-Stückes von 1927) wurde am 13. Oktober 1929 in einer Vormittagsvorstellung der „Aktuellen Bühne“ (eine zweite sollte es nicht geben) im Berliner LessingTheater unter der Regie von Erich Fisch mit mäßigem Erfolg uraufgeführt. – Von größter Seltenheit.