Beschreibung
An P. A. Otte, den mit Horváth befreundeten Redakteur des Berliner Tageblatts, ebenfalls die SladekAufführung 1929 betreffend: „Mein lieber Otte, danke Ihnen herzlichst für Ihren langen Brief! Inzwischen werden Sie ja den meinen erhalten haben. Auch für mich kam diese Sladekaufführerei ganz überraschend. Nun steht aber die Sache so: das Aufführungsrecht hat lediglich der Volksbühnenverlag zu vergeben, ich habe gar nichts dabei mitzureden. Ich erfuhr es erst vom Verlag, nachdem er bereits mit der ‚Aktuellen Bühne‘ abgeschlossen hat. Wer ist das eigentlich? Der Verlag schreibt mir, es stünden literarische Kreise dahinter. Was heisst das ‚literarische Kreise‘? Können Sie mir vielleicht da etwas Aufschluss geben? Ich bin nun tatsächlich in keiner angenehmen Lage. Ungefähr nur hab ich mir einen Plan zurechtgelegt und zwar: Mitte des Monats bin ich in Berlin, dann werde ich mir die Proben mal ansehen. Sind sie so, dass sie ernst zu nehmen sind, nun dann lass ich den ‚Sladek‘ aufführen. Sind sie aber mies, dann lass ich eine Erklärung los, dass ich nichts damit zu tun habe. Sonst kann ich ja nichts machen. (Meine Ansicht über das Stück hat sich nicht geändert, betreffs nämlich ‚historisch‘ und ‚zeitgemäss‘. Ich will aber vor der Vorstellung einen Artikel darüber schreiben und das Wesentliche an dem Stücke stark heraus streichen: die Tragikomödie des proletarisierten Mittelstandes, des Menschen, der nicht weiss, wo seine Front liegt). Also auf baldiges gutes Wiedersehen in Berlin! […] Schreiben Sie mir bitte über die ‚Aktuelle Bühne‘. Dank Im Voraus!“ – Horváths Drama „Sladek, der schwarze Reichswehrmann. Historie aus dem Zeitalter der Inflation“ (die 2. Fassung des „Sladek“-Stückes von 1927) wurde am 13. Oktober 1929 in einer Vormittagsvorstellung der „Aktuellen Bühne“ (eine zweite sollte es nicht geben) im Berliner LessingTheater unter der Regie von Erich Fisch mit mäßigem Erfolg uraufgeführt. – Von größter Seltenheit.